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Diego Rafinha

© dpa

Olympia-Freigabe: Werder Bremen will wohl einlenken

Für Werder Bremen und Schalke 04 sieht es zum Saisonstart nicht gut aus. Zumindest, was die Präsenz ihrer brasilianischen Hoffnungsträger Diego und Rafinha angeht: Die Fifa fordert weiter deren Freistellung für die Olympischen Spiele. Werder will nun wahrscheinlich einlenken.

Im Gezerre um die Olympia-Freigabe ihrer Profis Diego und Rafinha haben Werder Bremen und der FC Schalke 04 vom Fußball-Weltverband Fifa erneut eine klare Absage erhalten. Während die Schalker das Urteil aus Zürich am Mittwoch zunächst nicht kommentierten, reagierten die Bremer überraschend defensiv und schlossen plötzlich sogar einen Rückzieher beim Internationalen Sportgerichtshof CAS nicht aus. "Wir müssen sehen, ob es Sinn macht, die Klage aufrechtzuerhalten. Nur aus Spaß an der Sache wollen wir keine Prozesse führen. Es muss auch Aussicht auf Erfolg geben", sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs.

Spieler unter 23 Jahren müssen freigestellt werden

Die Fifa hatte am Vormittag durch den Einzelrichter Slim Aloulou (Tunesien) die Haltung ihres Präsidenten Joseph Blatter bestätigt, der eine Freistellung der Spieler für Peking angemahnt hatte. Aloulou berief sich laut einer Fifa-Mitteilung bei seinem Urteil auf die seit 1988 praktizierte Regelung, dass Spieler unter 23 Jahren von ihren Vereinen für Olympische Spiele freigestellt werden, obwohl diese nicht im internationalen Rahmenterminkalender der Fifa festgehalten sind. Der Bremer Diego liegt mit 23 Jahren übrigens nicht unter der vorgegebenen Altersgrenze, Rafinha mit 22 Jahren schon.

Vor Aloulou als entscheidendem Mitglied der "Kommission für den Status von Spielern" hatte schon das Dringlichkeitskomitee der Fifa mit dem Vorsitzenden Blatter einen entsprechenden Beschluss gefasst. "Der Einzelrichter erachtete den koordinierten internationalen Spielkalender als nicht maßgebend, was die Beurteilung einer Pflicht der Klubs zur Abstellung ihrer Spieler für das Olympische Fußballturnier der Männer anbelangt", hieß es in der Fifa-Mitteilung. Die Berufung auf Gewohnheitsrecht sei daher gerechtfertigt. Das Dringlichkeitskomitee verwies auf den Beschluss des Fifa-Kongresses von 1988 zur Olympia-Abstellung, der 2006 bestätigt worden sei.

Bremer Tosic darf nach Peking

Nach Blatters eindeutigen Aussagen aus der Vorwoche war ein Urteil im Sinne der Vereine unwahrscheinlich gewesen. Ein Abrücken der Fifa-Administration von ihrem mächtigen Präsidenten war trotz der juristisch komplizierten Lage so gut wie ausgeschlossen. Die Bremer akzeptieren nun vorerst die vom Weltverbandsgremium geklärte Rechtslage und erlauben auch ihrem Verteidiger Dusko Tosic nach Peking zu fliegen. Der Serbe hatte sich in Absprache mit dem Verein im Gegensatz zu Diego vorerst noch in Deutschland aufgehalten. Er werde am Donnerstag nach China aufbrechen, teilte Allofs mit.

Auch eine Olympia-Teilnahme von Gojko Kacar von Hertha BSC ist nach der Fifa-Entscheidung weiterhin möglich. Der Serbe macht die Reise nach Peking von dem CAS-Urteil abhängig, weilte im Gegensatz zu Rafinha und Diego aber bislang wie Tosic noch bei seinem Verein. Die Brasilianer waren trotz der ablehnenden Haltung ihrer Klubs mit dem Olympia-Team des Rekordweltmeisters nach Asien aufgebrochen.

Auch der FC Barcelona kämpft mit der Fifa

Ob das CAS nun überhaupt noch das letzte Wort sprechen muss, bleibt abzuwarten. Vor Montag, nur vier Tage vor dem Beginn des olympischen Fußball-Turniers und elf Tage vor dem Bundesliga-Start, würde das Sportgericht ohnehin keine Entscheidung fällen. Die höchsten Sport-Richter in Lausanne hatten ein Urteil zur anhängigen Klage der deutschen Vereine bis zu einer Entscheidung der Fifa ausgesetzt. Neben Werder und Schalke hofft auch der FC Barcelona, der wie die Schalker in der Olympia-Zeit die Champions-League- Qualifikation bestreitet, auf eine Aufhebung der Freigabe-Pflicht. Der spanische Traditionsklub will eine Olympia-Teilnahme seines argentinischen Profis Lionel Messi verhindern.

Im seit Wochen schwelenden Olympia-Streit hatte insbesondere Fifa- Präsident Blatter lange geschwiegen und somit keine gute Figur abgegeben. Schließlich hatte er Unklarheiten im Fifa-Regelwerk öffentlich eingestehen müssen. Protest an der Abstellungspolitik kam nicht nur von den Vereinen, sondern auch vom Deutschen Fußball-Bund und dessen Präsidenten Theo Zwanziger sowie von der Deutschen Fußball Liga und der von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge geführten European Club Association.

Arne Richter[dpa]

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