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Die Generation der Neymars will endlich Olympia-Gold für Brasiliens Fußballer holen.

© dpa

Olympia-Fußball: Für Brasilien ist Scheitern Silber

Für den fünfmaligen Weltmeister Brasilien war der Olympiasieg bisher unerreichbar. In London soll nun eine neue Fußballergeneration die Sehnsucht nach Olympiagold stillen.

So nah wie an diesem 1. Oktober 1988 sollte Brasilien seinem großen Ziel nie wieder kommen. Im Finale des olympischen Fußballturniers der Männer führte man gegen den Außenseiter UdSSR nach einer Stunde 1:0. Getroffen hatte in der ersten Halbzeit ein junger Stürmer, der im Laufe seiner Karriere noch von sich reden machen sollte. Sein Name: Romario. Alles lief nach Plan, Brasilien dominierte und daheim fieberten sie dem Schlusspfiff im entfernten Seoul entgegen. Dann glichen die Sowjets per Elfmeter aus und als in der Verlängerung ein gewisser Juri Sawitschew, der später für Saarbrücken und St. Pauli in der Bundesliga spielte, die UdSSR in Führung brachte, war der Traum endgültig vorbei. Wieder jubelten die anderen, wieder wurde es nichts mit der lang ersehnten Goldmedaille für Brasiliens Fußballer.

Aus dem Traum ist inzwischen ein Trauma geworden. Und eine Obsession. Noch nie konnte Brasilien im Fußball bei Olympia siegen. Ausgerechnet Brasilien, der fünffache Weltmeister und Rekordtitelträger. Die Mannschaft von 1988 galt lange als die stärkste, die vom brasilianischen Verband zu den Spielen entsandt wurde. Spieler wie Claudio Taffarel, Jorginho, Careca, Romario oder Bebeto machten anschließend Weltkarrieren, das Gerüst des Teams wurde 1994 in den USA Weltmeister. Getrieben von der Enttäuschung, trat Brasilien bei Olympia stets mit seinen Stars an, aber auch die Mannschaften um Ronaldo, Rivaldo, Roberto Carlos oder Ronaldinho scheiterten.

Nun soll die Goldmedaille mit aller Macht her. Dafür schickt Brasilien ein Team nach London, das in der Heimat als noch besser gilt als der Jahrgang von ’88. Angeführt wird die Mannschaft von Neymar, dem großen Talent mit der eigenwilligen Irokesenfrisur. Während der Qualifikation traf der Stürmer vom FC Santos neun Mal. Neymar ist mit 20 Jahren noch sehr jung, genau wie der Rest des Teams und die Fußballer allgemein, die bei Olympia teilnehmen. Um kein Konkurrenzturnier zur eigenen Weltmeisterschaft zu schaffen, erlaubt der Weltverband Fifa, dass bei Olympia nur U-23-Teams antreten. Diese dürfen jeweils mit drei Spielern verstärkt werden, die älter als 23 sind. Bei Brasilien sind das Marcelo von Real Madrid, Hulk vom FC Porto und Verteidiger Thiago Silva, der erst vor Kurzem für 42 Millionen Euro vom AC Mailand zu Paris St. Germain gewechselt ist. Normalerweise leidet die Qualität der meisten Mannschaften unter der Altersbeschränkung. Nicht so bei Brasilien. Die Mannschaft ist im Großen und Ganzen die, die bei der Weltmeisterschaft in zwei Jahren im eigenen Land den sechsten Titel gewinnen soll.

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Auch der Trainer ist der gleiche, der sonst die A-Mannschaft betreut: Mano Menezes. Seit dem Scheitern bei der WM in Südafrika ist er damit beschäftigt, eine junge Mannschaft aufzubauen, die 2014 Weltmeister werden kann. Dass die meisten seiner Spieler noch unter 23 Jahre alt sind, ist bei Olympia ein Vorteil – Brasilien verfügt über eine eingespielte Mannschaft. Zu sehen war dies beim Test am vergangenen Wochenende gegen die Auswahl Großbritanniens. Brasilien siegte gegen den Mitfavoriten locker 2:0, die Tore erzielten Sandro und Neymar. Neymar sagt: „Wir sind hier, um Gold zu holen, um zu gewinnen. Wir sind nicht gekommen, um spazieren zu gehen oder nach einem Spiel wieder nach Hause zu fahren.“

Großbritannien, Uruguay und vor allem Spanien werden am ehesten noch Chancen eingeräumt, Brasilien die Goldmedaille zu entreißen. Brasiliens heutiger Auftaktgegner Ägypten (19.45 Uhr in Cardiff) ist dagegen wie Weißrussland und Neuseeland in der Gruppe C krasser Außenseiter. Gar keine Chance hat Titelverteidiger Argentinien. Der Sieger von 2004 und 2008 konnte sich für London überraschend nicht qualifizieren.

Ohne Argentinien ist Brasilien mehr denn je Topfavorit. Den Druck bekommt vor allem Trainer Mano Menezes zu spüren. Jose Maria Marin, der neue Präsident des brasilianischen Verbandes, hat indirekt angekündigt, dass Menezes bei einem Scheitern in London Brasilien wohl nicht bei der WM in zwei Jahren betreuen darf. Und ein Scheitern wäre, das machte Marin beim Abflug der Fußballer deutlich, wenn sie mit etwas anderem als der Goldmedaille nach Hause kämen.

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