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Sport: Olympia-Generalprobe: Der Grizzly versteckt sich im Schnee

Am Ende machten die Fans das Beste aus der Lage. Sie schnallten sich die Ski unter und wedelten auf dem Schlussstück der Olympia-Abfahrt ins Ziel.

Am Ende machten die Fans das Beste aus der Lage. Sie schnallten sich die Ski unter und wedelten auf dem Schlussstück der Olympia-Abfahrt ins Ziel. Zu diesem Zeitpunkt war die Karawane der professionellen Hauptdarsteller bereits in Richtung Salt Lake City International Airport abgezogen, um zum nächsten Weltcup-Ort Kvitfjell in Norwegen durchzustarten. Hermann Maier und Co. sagten unverrichteter Dinge Goodbye. 450 freiwillige Helfer hatten nahezu rund um die Uhr versucht, den Hang zu präparieren. Vergeblich, denn der Grizzly, so wird die Piste für die Olympischen Winterspiele 2002 genannt, versteckte sich im Schnee. Immer wieder kam ein neuer Schneesturm, und so musste der Internationale Skiverband (FIS) am Sonntag im dritten und letzten Anlauf die Herren-Abfahrt absagen.

Den Grund erläuterte Herwig Demschar mit einem Anflug von Galgenhumor: "Ansonsten hätte ich wohl zu einer Beerdigung gehen müssen", sagte der Alpin-Direktor im Organisationskomitee der Winterspiele. "Wir wollten kein Risiko eingehen. Bei einem Start hätten wir die Fans glücklich gemacht, aber gleichzeitig die Gesundheit der Athleten gefährdet."

Nur schmerzte es ungemein, ausgerechnet am Ort der kommenden Olympischen Winterspiele 2002 ein komplettes Weltcup-Wochenende der Herren mit zwei Abfahrtsläufen und einem Super G abzusagen. Die weiße Pracht - in nur drei Tagen fielen 75 Zentimeter Schnee - machte natürlich Bernhard Russi einen Strich durch die Rechnung. Zu gern hätte der Schweizer sein neuestes Meisterwerk in einer Rennsituation präsentiert. Dennoch war der Architekt der Olympiapiste nach den Trainingseindrücken zufrieden. "In den Bergen muss man immer mit solchen Wetterkapriolen rechnen", sagte Russi.

Der Schweizer, 1972 bei den Olympischen Spielen in Sapporo Goldmedaillengewinner und vier Jahre danach in Innsbruck Zweiter, ist seit 1988 dick im Streckendesign-Geschäft und erntete zuletzt für seinen "Birds of Prey"-Kurs bei der WM 1999 in Beaver Creek (Colorado) große Lobeshymnen. Auch der von ihm entworfene Grizzly gilt bereits als eine der besten Abfahrten der Welt. 20 Mal reiste Russi in den vergangenen Jahren nach Snowbasin und investierte mehr als 100 Arbeitstage in die Olympiapiste, einen Balanceakt zwischen Natur und menschlichen Eingriffen. Glaubt man dem Programmheft, ist das Bergpanorama an Tagen ohne Schnee, Wind und Nebel ein wahrer Traum. Vom Starthaus am Mount Allen haben die Abfahrer einen 360-Grad-Blick über das Wasatch-Bergmassiv bis hinüber in die Bundesstaaten Idaho und Wyoming. Für diese Motive will der amerikanische Olympiasender NBC hier eigens eine Kamera aufstellen.

Stefan Liwocha

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