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Sport: Olympia vereint Korea: Einheit nur für einen Tag

Mit einer sportpolitischen Überraschung hat IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch am Sonntag im berühmten Opernhaus von Sydney die IOC-Session eröffnet: "Das Internationale Olympische Komitee kann offiziell ankündigen, dass die Teams aus Nord- und Süd-Korea zum Auftakt der Sommerspiele am 15. September gemeinsam ins Olympiastadion einmarschieren werden", gab der Spanier bekannt.

Mit einer sportpolitischen Überraschung hat IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch am Sonntag im berühmten Opernhaus von Sydney die IOC-Session eröffnet: "Das Internationale Olympische Komitee kann offiziell ankündigen, dass die Teams aus Nord- und Süd-Korea zum Auftakt der Sommerspiele am 15. September gemeinsam ins Olympiastadion einmarschieren werden", gab der Spanier bekannt. Olympia-Minister Michael Knight nannte die Sydney-Session anschließend "historisch" und erklärte: "Australien kann den Beginn der Spiele kaum erwarten."

Erstmals werden beide Länder unter einer Fahne auftreten, die als Bild die seit einem halben Jahrhundert geteilte Halbinsel zeigt. Sie wird von je einem Athleten aus Nord und Süd gehalten. "Dies ist eine Botschaft der Solidarität, des Friedens und der Freundschaft für die Spiele 2000, die olympische Bewegung und die Welt", sagte Samaranch. Seit Ende des Korea-Krieges (1950 - 1953) haben Nord und Süd noch immer kein Friedensabkommen unterzeichnet. Juan Antonio Samaranch scheint seinem Traum nun nahe gerückt: dem Friedens-Nobelpreis für das Internationale Olympische Komitee.

"Wir haben viele Briefwechsel gebraucht, aber zuletzt waren wir nach nur noch zwei Tagen Gesprächen am Ziel", berichtete der IOC-Präsident, der sich nach der Eröffnung zum Dreier-Handschlag mit den Verhandlungsführern Ung Chang (Nord) und Un Yong Kim (Süd) stellte. Samaranch: "Das Ergebnis zeigt den Wunsch der Koreaner, ein Volk zu sein."

Allerdings gilt die koreanische Einheit nur für einen Tag. Beide Teams werden danach die Wettkämpfe getrennt bestreiten. Als Haupt-Architekt der Übereinkunft gilt der Südkoreaner Un Yong Kim, langjähriges Mitglied der IOC-Exekutive, obwohl Samaranch beiden Nationalen Olympischen Komitees dankte. Der Tauberbischofsheimer Thomas Bach meinte: "Das Verdienst gebührt vor allem Kim."

Dieser verhalf dem 80-jährigen Samaranch zehn Monate vor Ablauf von dessen Amtszeit zu einem seiner größten Erfolge. Der Spanier hatte das IOC 1980 im kalten Krieg und zwischen den Boykott-Spielen von Moskau und Los Angeles 1984 übernommen. Der IOC-Chef verwies stolz auf die Vorreiterrolle auch in zwei anderen Fällen: "Erstmals sind die Athleten aus Bosnien-Herzegowina vereint, erstmals ist Ost-Timor bei Olympischen Spielen durch vier Sportler vertreten. Die olympische Bewegung hat ihre Kraft bewiesen."

Die IOC-Vollversammlung nimmt ihre Arbeit heute auf. Auf ihr stellt sich zum Abschluss am Mittwoch der Tauberbischofsheimer Thomas Bach zur Wahl als IOC-Vize. Der 46-jährige wäre der erste Deutsche auf diesem Posten seit Berthold Beitz 1984-1988. Einziger Gegenkandidat ist der Japaner Chiharu Igaya (69), Olympiazweiter 1956 im Slalom. Bach gehörte zum Goldteam der Florettfechter 1976.

Bach und Igaya bewerben sich um die Nachfolge des Kanadiers Dick Pound, der nach der neuen IOC-Satzung für vier Jahre die Exekutive verlassen muss. Pound gehörte seit 1983 mit nur einem Jahr Unterbrechung dem Führungszirkel an. Als Leiter der Marketing-Kommission verdankt ihm das IOC Milliarden-Einnahmen. "Auf ihn kann die Exekutive kaum verzichten. Diesen Teil der Reformen sollte man überdenken", meinte Bach, dem bei einer Niederlage gegen Igaya das gleiche Schicksal droht.

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