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Olympia-Wetter: In Flipflops zu den Winterspielen

In der Metropole an der kanadischen Westküste finden Olympische Winterspiele statt, aber mit Winter hat das alles gar nichts zu tun. In Vancouver erwacht vielmehr der Frühling.

Es geht nicht anders, man muss in diesen Tagen über das Wetter reden, denn es geschehen in Vancouver erstaunliche Dinge. In der Metropole an der kanadischen Westküste finden Olympische Winterspiele statt, aber mit Winter hat das alles gar nichts zu tun. In Vancouver erwacht vielmehr der Frühling: Es weht eine milde, pazifische Brise, die Temperaturen liegen bei etwa zehn Grad – und die Sonne zeigt sich immer öfter.

Die Wettbewerbe im alpinen Skisport bringt das Wetterchaos schon jetzt ziemlich durcheinander. Immer wieder müssen Starts verschoben werden. Und auch bei jenen Wettrennen, die stattfinden, entscheidet die Witterung mittlerweile mit. Am Blackcomb Mountain etwa schmolzen die Medaillenhoffnungen der deutschen Biathlon-Männer wie der heftig niedergehende Nassschnee auf der Piste. „Saumäßige Bedingungen“ stoppten Michael Greis, den dreifachen Olympiasieger von 2006, und den hoffnungsvollen Debütanten Arnd Peiffer beim 10-km-Sprintrennen in Whistler. „Beim Schießen, als mir die Schneekristalle in die Augen rieselten, hätte ich vielleicht warten müssen“, sagte Greis. Zu seinem Erschrecken musste er feststellen, dass ihm wegen des Schneetreibens das Ringkorn am Gewehr eingefroren war. Er leistete sich wie Peiffer, bei wegen des Schneefalls miserablen Sichtbedingungen, je einen Schießfehler im Liegend- und im Stehend-Schießen. „Schade, dass das ausgerechnet bei Olympia passieren muss“, sagte Greis.

Bei Temperaturen von etwa zwei Grad plus hatte es plötzlich extrem heftig angefangen zu schneien. Es war nasser Pappschnee, der die Skier bremste. „Bei jeder Abfahrt konnte ich 20 Meter weniger fahren. Ich habe alles versucht, aber es ging einfach nicht“, sagte Peiffer. Beim Laufen wurde durch die Nässe der Anzug immer enger, die Brust wurde regelrecht eingeschnürt. Auch das Schießen war wesentlich komplizierter. Der Wolkenbruch brachte den vorderen Startern einen großen Vorteil ein. Sieger des Wettbewerbs, der wegen der verschiedenen Witterungsbedingungen für die 88 Starter irregulären Charakter annahm, wurden Starter, die loslaufen durften, als die Witterung noch relativ angenehm war.

Die Erwärmung der Stadt bringt aber auch für die Olympiatouristen viele Turbulenzen mit sich: Man erkennt diese in Vancouver immer noch daran, dass sie beharrlich mit dicken Jacken, Wollmützen, Schals und Fellstiefeln auflaufen. Offenbar schwitzen diese Winterliebhaber lieber, als dass sie sich die Illusion von Olympischen Spielen bei zünftiger Kälte verderben lassen.

Den Gegenpol zu den vermummten Besuchern bilden die Vancouverites – und speziell ihr weiblicher Anteil. Viele Frauen laufen tagsüber in Flipflops und Kurzarm-Shirts durch die Straßen. Abends dann, wenn sie sich ausgehfein machen, legen sie gern Miniröcke an, ohne Strumpfhose versteht sich, die nackten Füße stecken in Stiletto-Sandalen. So stöckeln sie durch die Stadt, und allein ihr Anblick kann beim Betrachter Kälteschauer, gar Schüttelfrost erzeugen. „Ist doch nicht kalt“, sagen sie. Die Jungs aus Vancouver sind nicht ganz so hart, man sieht nur wenige von ihnen in kurzen Hosen durch die Stadt spazieren.

Vancouver gilt als die Stadt mit dem mildesten Klima in Kanada. Das sagen alle, darum beneidet sie der Rest des Landes. Wenn die Vancouverites auf die Wetterkarte schauen, dann sehen sie, dass ihre Landsleute in Calgary oder Winnipeg den ganzen Winter zugeschneit sind und bei minus 20 Grad schlottern, während die Temperaturen in Vancouver meist über dem Gefrierpunkt liegen. Dummerweise auch, wenn gerade Olympische Winterspiele sind.

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