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Sport: Olympia zweiter Klasse

Bei den World Games in Duisburg kämpfen kleinere Disziplinen um ihren Ruf

Wann bekommt jemand, der sonst ohne großes Publikum die Pins von der Bahn bowlt, eine solche Gelegenheit? „Das will ich mir nicht nehmen lassen“, sagt Achim Grabowski daher. Der 39 Jahre alte Duisburger ist dreifacher Bowling-Europameister. Er wird heute Abend mit der deutschen Delegation in die schmucke MSV-Arena einlaufen, wenn die 7. World Games, die Spiele der nichtolympischen Sportarten, feierlich eröffnet werden. Sogar der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der Belgier Jacques Rogge, wird im Stadion sein, wenn Grabowski einmarschiert.

Einige Sportler und Funktionäre reisen indes weniger enthusiastisch als Grabowski ins Ruhrgebiet. Es sind diejenigen, die sich kürzlich vom IOC eine Aufnahme in das olympische Programm für London 2012 erhofft hatten. „Das ist eine große Enttäuschung“, beklagt etwa Volker Himmer, Geschäftsführer des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV). Zumal Baseball und Softball zuvor überraschend herausgewählt worden waren und Platz für neue Sportarten zu sein schien. „Jeder hat doch gesagt: Dann steht Rugby an erster Stelle“, sagt Himmer. Den Glauben an die Gerechtigkeit und die olympischen Funktionäre hat er einstweilen verloren.

Glaubt man Himmer, dann hat das IOC-Votum für die zehntägigen World Games negative Auswirkungen. Zwar gelten sie mit ihren 40 Sportarten und 3500 Athleten als Sprungbrett für Olympia. Doch der Stellenwert ist nach der IOC-Session in Singapur gesunken. „Die große Euphorie ist jetzt natürlich vorbei“, bekennt Himmer und fragt sich gar, „ob der Rugbyverband überhaupt noch mal teilnehmen wird“. Wenn sich die olympische Familie von dem Rest des Sports abschotte, sagt er verbittert, „dann sind die World Games doch so etwas wie Olympia für Arme“.

Versöhnlicher sehen es die Karate-Funktionäre. „Wir waren überrascht, dass es nicht geklappt hat“, sagt Gunda Günther, die Geschäftsführerin des Deutschen Karate-Verbandes. Zumal Karate wie Squash in Singapur ins Finale gekommen war. Für Günther bleiben die World Games aber auch so „ein hochwertiger Event“. Kollege Michael Elger pflichtet ihr bei. „Wir müssen dann eben in den nächsten vier Jahren deutlich machen, dass wir dazugehören“, macht sich der Präsident des Deutschen Squash Racket Verbandes neuen Mut: „Die World Games sind immer noch die zweite Liga, aus der man in das olympische Programm aufsteigen oder in die man aus Olympia absteigen kann.“

Wäre da nur nicht die gemeinsame Sorge, dass die bisher holprige Organisation die Sportarten in schlechtes Licht rücken könnte. „Die Organisation ist bisher katastrophal“, berichtet Günther, „wir mussten da mit Leuten zusammenarbeiten, die nichts davon verstanden.“ Auch laut Elger liefen die Vorbereitungen „von der Struktur her unglücklich“. Himmer erzählt von einem Schreiben des Organisationskomitees von Ende Juni, in dem dieses den Rugby-Verband zur Akkreditierung der Athleten, Trainer und Betreuer aufforderte. Das Problem dabei: „Abgabeschluss war der 19. Mai.“ Zudem beklagt sich Himmer, dass der DRV keine Werbung machen durfte: „Wir wollten einen eigenen Flyer drucken, mit einem eigenen Sponsor, aber das wollten die nicht.“ Die benachbarten Verbände in Holland, Belgien und Frankreich seien ebenfalls nicht vom OK benachrichtigt worden.

Nicht zuletzt wisse in der Rugby-Hochburg Hannover „keiner, dass in Duisburg die World Games stattfinden“. Pressesprecher Hermann Kewitz räumt Abstimmungsprobleme mit einigen Verbänden ein, versichert aber: „Jetzt ist alles im Lot.“

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