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Kalte Landung. Lisa Zimmermann galt im Slopestyle als Medaillenkandidatin, verpasste dann aber das Finale.

© dpa

Olympia-Zwischenbilanz: Deutsche Klassik

Zur Halbzeit der Winterspiele zieht sich durch die deutsche Olympiamannschaft ein Riss. In den traditionellen Disziplinen gewinnt sie goldene Medaillen, in den neuen gar keine.

Wenn man den Medaillenspiegel vertonen würde, dann würde für die deutsche Olympiamannschaft eine traditionelle Melodie herauskommen, die deutsche Klassik sozusagen, keineswegs junge Töne, ob Hip Hop oder Elektro oder sonst etwas. Sieben Goldmedaillen haben deutsche Athleten bislang bei diesen Spielen gewonnen, jetzt, da Halbzeit ist in Sotschi. Deutschland funkelt also ganz oben im Medaillenspiegel, und auf den ersten Blick scheint all die Skepsis vor den Spielen Miesepetrigkeit gewesen zu sein. Der Medaillenspiegel ist jedoch keine Tabelle wie beim Fußball, wer oben steht, ist nicht gleich Meister. Es lassen sich dafür Stärken und Schwächen ablesen.

Die Stärke der deutsche Mannschaft bleibt die Ingenieurs- und Fahrkunst. Alle vier Goldmedaillen im Rodeln nehmen deutsche Athleten mit Hause, also mehr als die Hälfte des bisher gewonnen Goldes. Das liegt an einem klaren Wettbewerbsvorteil, weil Deutschland als einziges Land der Welt über vier Bob- und Rodelbahnen verfügt. Um die Schlitten kümmert sich das staatlich bezuschusste Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) aus Berlin. Weil das FES auch an Bobs mitbaut, sind in diesen Wettbewerben auch noch einige Erfolge zu erwarten. Die Goldmedaille von Maria Höfl-Riesch und die des Nordischen Kombinierers Eric Frenzel kamen nicht überraschend, beide haben in diesem Winter schon herausragende Leistungen im Weltcup gezeigt.

Doch die Winterspiele sind inzwischen beinahe zweigeteilt. Es gibt die traditionellen Sportarten – und die jungen. Schon in Vancouver hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Auftritt in eben jenen jungen Disziplinen auf Skiern und dem Snowboard als Schwachstelle ausgemacht, und der neue DOSB-Präsident Alfons Hörmann wollte bei diesen Winterspielen sogar zwei Medaillenspiegel führen, einen für alle Wettbewerbe und einen für die jungen. Bei letzterem musste er bisher nicht viel eintragen. Da ging noch keine Medaille nach Deutschland, daran konnte auch Lisa Zimmermann nichts ändern. Die 17-Jährige hatte im Ski-Slopestyle den letzten Weltcup vor den Winterspielen gewonnen und war daher als Medaillenkandidatin in den Wettbewerb gestartet. Sie verpasste jedoch das Finale der besten zwölf.

Es klafft eine Lücke zwischen Tradition und Moderne im deutschen Team. "Skispringen der Frauen gehört doch auch zu den Sportarten, auf die wir besondere Aufmerksamkeit gelegt haben", sagt DOSB-Sprecher Christian Klaue, da hätte eine Deutsche schließlich Gold gewonnen. Skispringen sei neu dabei, gleichwohl eine traditionelle Disziplin. Viele Athleten in den neuen Disziplinen seien noch jung und überhaupt die Qualifikation geschafft zu haben, sei schon ein Erfolg. Nun liegt es fast in der Natur der neuen Sportarten, dass in ihnen junge Athleten starten und sonst gibt sich der DOSB auch nicht mit kleinen Zielen zufrieden. Der deutsche Chef de Mission, Michael Vesper, sagte: "Es haben sich nicht alle Medaillenhoffnungen erfüllt, aber wir haben ja noch einiges auf dem Zettel."

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