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Juliane Schenk ließ sich diesmal in der ersten Runde des olympischen Turniers nicht überraschen.

© AFP

Badminton: Juliane Schenk: Ohne Trainer, mit Verstärker

Badmintonspielerin Juliane Schenk wird zugetraut, in London die Dominanz der Spielerinnen aus China, Taiwan oder Indonesien zu brechen. Doch in der Szene wird die 29-Jährige argwöhnisch beäugt - wegen ihrer Mentaltrainerin.

London - Schwül war es in der Wembley-Arena. Wenigstens aber stimmten die Schwingungen. Juliane Schenk, die größte deutsche Hoffnung im Badminton-Turnier, hatte ihr Auftaktmatch mit 2:0 (21:18, 21:14) gegen die Tschechin Kristina Gavnholt gewonnen. „Es gibt Energieverstärker, die an mich glauben“, sagte Schenk am Samstagabend, als die erste Aufgabe gelöst war.

Schenk wird zugetraut, in London die Dominanz der Spielerinnen aus China, Taiwan oder Indonesien zu brechen. Erst vor ein paar Wochen gewann sie das Turnier der „Super Series“ in Singapur, als erste Deutsche überhaupt. Auch Wembley ist ein gutes Omen. Vor einem Jahr an gleicher Stätte bei der WM holte die Krefelderin Bronze im Einzel. Die Geschichte dieser Medaille erzählt jedoch zugleich, dass ihre mentale Verfassung zerbrechlich sein kann.

Denn damals in Wembley ging sie im Halbfinale gegen eine Taiwanesin regelrecht unter. Schenk machte damals die Tatsache dafür verantwortlich, dass sie während der Partie keinen Blickkontakt zu Gabriele Frey aufnehmen konnte. Ihrer Mentaltrainerin, die seltsame Dinge in der Öffentlichkeit erzählt, aber offenbar einen positiven Einfluss auf sie hat. Ihrer Energieverstärkerin.

„In aller Bescheidenheit muss ich sagen: Ich bin diejenige, die Juliane nach oben bringt“, stellte Frey im März fest, als Schenk im Halbfinale der German Open die chinesische Weltranglisten-Zweite Wang Xi bezwungen hatte. „Ihr derzeitiges Level entsteht nicht, wenn sie im eigenen Saft schmort. Ich kenne Juliane so gut, dass ich weiß, wie ich ihre Schwingungsfrequenz vor dem Spiel gestalten muss, damit sie so hoch wie möglich fliegt.“ Frey, ebenfalls in Krefeld zu Hause, nennt sich selbst „Flugbegleiterin“.

Die Szene beäugt das Duo argwöhnisch. Es kursieren Geschichten, wonach Frey die „Meridiane“ der Gegnerinnen zerschneiden würde, um deren Kraftfelder zu stören. Schenk ist die einzige Athletin im Turnier, die völlig allein auf dem Feld ist, ohne einen Trainer. „Die Spielvorbereitung liegt überwiegend bei Frau Frey“, sagt Martin Kranitz, Teamchef des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), das sei so abgemacht worden. Schenk sei Frey geradezu hörig.

Seit zwei Jahren geht das nun so. Dass der DBV Frey eine Trainer-Akkreditierung verwehrte, hat die Gräben zwischen Athletin und Funktionären noch vertieft. „Ich will nicht sagen, dass die Bundestrainer mir gar nicht helfen können …“, sagt Schenk nun in London. Aber sie habe auch das Gefühl, dass man beim Verband nicht hundertprozentig hinter ihr stehe. So muss sie auch im zweiten Gruppenspiel am Montag gegen Larisa Griga aus der Ukraine per Schwingung mit ihrer Flugbegleiterin kommunizieren. Erik Eggers

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