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Olympiabewerbung 2018: "Nun müssen alle auch mitmachen"

Münchens neuer Olympia-Chef Bernhard Schwank spricht im Interview über Bauernproteste, Führungswechsel und Franz Beckenbauer.

Herr Schwank, wann gibt es mal wieder gute Nachrichten für die Münchner Olympiabewerbung?

Eigentlich jeden Tag. Wir arbeiten gerade am großen Bewerbungsdokument für die Winterspiele 2018 und müssen dafür annähernd 100 Garantien aufs Papier holen. Da steckt intensive Arbeit drin. Und die internationalen Reaktionen auf die Bewerbung sind sehr zufriedenstellend. Ab Oktober werden wir mit vielen Präsentationen auf die Bühne müssen. Dazu gehören neue Filme, neue Botschaften. Alles geht planmäßig voran.

Die Wahrnehmung ist eine andere. Es gibt Proteste in der Bevölkerung und ständige Führungswechsel.

Wir müssen in der Tat die Anteilnahme und Begeisterung der Bevölkerung erheblich stärken. Es ist ein wichtiger Faktor, wie stark ein Land hinter einer Bewerbung steht. Daher planen wir eine neue Kampagne im Herbst. Wir müssen die Emotionen jetzt auf die Straße bringen. Wir brauchen ein Signal in die Welt, dass Deutschland die Winterspiele wirklich will. Allen muss klar sein: Bei diesem Wettbewerb kann man nur Gold gewinnen, nicht Silber oder Bronze.

Nach dem Rückzug des Mode-Unternehmers Willy Bogner führen Sie die Geschäfte. Die Bewerbung kommt nicht zur Ruhe.

Das Gefühl ist falsch. Einen Rückzug aus gesundheitlichen Gründen muss man akzeptieren. Und über die Vergangenheit lohnt es sich nicht zu sprechen. Wir haben viele Sportbotschafter, wir wissen, worauf es ankommt bei Winterspielen.

Worauf kommt es denn an?

Wir haben hervorragende Voraussetzungen, nun müssen alle auch mitmachen. Dazu bedarf es sicher stärkerer Impulse von der Bewerbungsgesellschaft und weiter der Hilfe von Politik und Wirtschaft.

Und Sie brauchen die Bauern von Garmisch-Partenkirchen, die ihr Land nicht für Olympia hergeben wollen.

Das ist richtig. Die Grundstückseigentümer in Garmisch-Partenkirchen müssen uns helfen – es gibt jetzt sehr intensive Gespräche. Erste Fortschritte sind erkennbar. Aber ich stelle mich den Problemen.

Fühlen Sie sich manchmal an die gescheiterte Bewerbung von Leipzig erinnert?

Nein, überhaupt nicht. Wir haben die Vorrunde bereits überstanden und haben ein hervorragendes Urteil vom Internationalen Olympischen Komitee erhalten. Ich frage mich: Was will man denn mehr?

In Leipzig war ja das Problem, dass jeder etwas anderes wollte. In München scheint gar nicht jeder die Spiele zu wollen.

Das stimmt nicht. Die überwiegende Mehrheit in Deutschland und vor Ort will die Spiele. Leipzig hatte eine eigene Dynamik. Danach gab es kein nationales Auswahlverfahren mehr. Der deutsche Sport hat sich mit München von Beginn an international wettbewerbsfähig aufgestellt.

Was wird München fehlen nach dem Rückzug von Willy Bogner?

Der Mensch Willy Bogner fehlt. Aber unser Team funktioniert. Und ich bin nun dafür zuständig, dass das Projekt funktioniert. Unsere Kuratoriumsvorsitzende Katarina Witt kommt auf dem internationalen Parkett hervorragend an.

Bräuchten Sie nicht Franz Beckenbauer?

Ich glaube, dass auch er bereit ist, uns mehr zu unterstützen. Er ist ja in unserem Kuratorium.

Er selbst will sich eher zurückziehen.

Die wichtigste Aufgabe im deutschen Sport ist derzeit die Olympiabewerbung, das sieht er auch so.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Bernhard Schwank, 49, ist neuer Chef der Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018. Zuletzt leitete der Sportfunktionär die deutsche Olympia-Delegation in Vancouver.

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