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© dpa

Olympiabewerbung: München spricht Sächsisch

Eiskunstläuferin Katarina Witt soll in Vancouver die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees für die deutsche Olympiabewerbung 2018 bezirzen – entscheidend werden am Ende aber auch die Stimmung und das Geld sein

In Vancouver sind gerade zwei deutsche Olympiamannschaften aktiv. Die eine läuft, springt oder rodelt. Die andere erzählt, fragt und bezirzt. Die eine kämpft jeden Tag um Medaillen und gute Platzierungen, die andere um einen Sieg im nächsten Jahr. Beide haben denselben Vorgesetzten. Bernhard Schwank ist sowohl Chef de Mission der deutschen Athleten in Vancouver als auch Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Winterspiele 2018 in München. Der Mann hat genug zu tun.

Damit das Internationale Olympische Komitee (IOC) München am 6. Juli 2011 den Zuschlag für die Spiele gibt und nicht Annecy in Frankreich oder Pyeongchang in Südkorea, werben neben Schwank noch einige andere in Kanada für die deutsche Bewerbung. Die Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt zum Beispiel. „Sie ist unglaublich gut geeignet hat als Botschafterin der Spiele“, hat Münchens Oberbürgermeister Christian Ude der Deutschen Presseagentur gesagt, „sie macht mit ihrer Person deutlich, dass es kein bayerisches Sonderinteresse, sondern ein gesamtdeutsches ist. Da nutzt sogar ein sächsischer Akzent.“

Entscheidung fällt am 6. Juli 2011

Der Hesse Schwank als Bewerbungsgeschäftsführer, die Sächsin Witt als Botschafterin – und Willy Bogner für die bajuwarische Note. Der frühere Olympiateilnehmer im alpinen Skisport gibt sich als Vorsitzender der Bewerbungsgesellschaft besonders eifrig beim Umgarnen der IOC-Mitglieder. Ein Drittel der Mitglieder habe er bereits gesprochen, die Hälfte der 108 sollen es bis zum Abschluss der Spiele sein. „Wir müssen wissen, was jeden Einzelnen bewegt, woher er kommt, was sein Sport ist, was seine Vorlieben sind und wie er behandelt werden will.“

Man kann der Münchner Bewerbung nur wünschen, dass Bogner die sportlichen Vorlieben der IOC-Mitglieder gemeint hat. Als sich Berlin für die Olympischen Sommerspiele 2000 bewarb, wurden schließlich im Bewerbungskomitee Dossiers erstellt, in denen auch die sexuellem Vorlieben der Mitglieder angeführt wurden . Es war Teil des Skandals um die kläglich gescheiterte Bewerbung.

Persönliche Einflussnahme ist das eine, wie Olympische Spiele wirklich vergeben werden, das haben die Münchner bei der Vergabe der Winterspiele 2014 an Sotschi lernen können. Neben dem russischen Badeort Sotschi hatten sich Salzburg und Pyeongchang beworben. Salzburg hatte Tradition und Expertise als Wintersportregion zu bieten, Südkorea immerhin den IOC-Großsponsor Samsung. Aber das reichte nicht gegen das Interesse von Wintersportlobbyisten, einen ganz neuen Standort für ihre Sportarten zu bekommen. Und es reichte nicht gegen die Mauschelei im Hintergrund. Lamine Diack, der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, soll den Russen geholfen haben, die Stimmen der afrikanischen IOC-Mitglieder zu bekommen. Inzwischen sponsert eine russische Bank seinen Verband.

München will mit Konzept der Nachhaltigkeit punkten

Angesprochen auf solche Praktiken wollte sich Bernhard Schwank nicht näher äußern. „Wir wollen das IOC mit unserem Konzept überzeugen.“ Das Konzept ist die Nachhaltigkeit. Die Nachnutzung von Sportstätten der Sommerspiele von 1972 zum Beispiel. „So viel Nachhaltigkeit ist selten im Angebot“, sagt Oberbürgermeister Ude. Sie hoffen sicher darauf, dass das IOC nach dem Naturverbrauch von Sotschi ein bescheideneres Konzept bevorzugt.

Allerdings herrscht gerade in Garmisch-Partenkirchen, dem möglichen Austragungsort olympischer Skiwettbewerbe, Widerstand von Umweltaktivisten und Landwirten. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) spricht von gelenkter Stimmungsmache. Das IOC will jedoch nach Ankündigung seines Vizepräsidenten Thomas Bach, der gleichzeitig DOSB-Präsident ist, die Stimmung im Land mit unabhängigen Befragungen testen. „Das IOC will die Athleten nur dorthin schicken, wo sie wirklich willkommen sind und sie die Bevölkerung mit offenen Armen empfängt“, sagte er.

Beeindrucken lässt sich das IOC aber auch vom Geld. Bei potenten Sponsoren kennt es keine Berührungsängste. Immerhin haben die Münchner schon einige große deutsche Konzerne als Förderer gewinnen können. Grün, wohlhabend und charmant – reicht das schon für das schwer berechenbare IOC?

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