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Olympische Momente: Als Toni Sailer zum Popstar wird

Als Anton Engelbert Sailer am 29. Januar 1956 am Start des olympischen Riesenslaloms steht, ahnt er noch nicht, dass sich sein Leben in Kürze dramatisch ändern wird. Nicht einmal eine Woche später, am 3. Februar, ist aus dem smarten Kitzbüheler mit dem dunklen Teint und der weißen Zipfelmütze der erste Popstar des Wintersports geworden.

Von Christian Hönicke

Als Anton Engelbert Sailer am 29. Januar 1956 am Start des olympischen Riesenslaloms steht, ahnt er noch nicht, dass sich sein Leben in Kürze dramatisch ändern wird. Nicht einmal eine Woche später ist aus dem smarten Kitzbüheler mit der weißen Zipfelmütze der erste Popstar des Wintersports geworden.

Die Spiele 1956 in Cortina d’Ampezzo sind die Spiele von Toni Sailer. Gerade einmal 20 Jahre alt ist er, als er als erster Alpinfahrer bei Olympia in allen Disziplinen triumphiert. Im Riesenslalom kommt Sailer unglaubliche 6,2 Sekunden schneller als sein zweitplatzierter Landsmann Andreas Molterer ins Ziel – das ist immer noch der größte Siegvorsprung in einem Olympiarennen. Zwei Tage später lässt er den Japaner Chiharu Igaya im Slalom um 4 Sekunden hinter sich. Doch dann sieht es so aus, als habe Sailer das Glück verlassen. Wenige Minuten vor dem Start der Abfahrt reißt ihm der Riemen der Skibindung, einen weiteren hat er nicht dabei. Die Rettung kommt aus Südtirol: Der italienische Trainer Hansl Senger beschafft Ersatz und zurrt ihn eigenhändig an Sailers Bindung fest. Ein paar Sekunden vor dem Start sitzt der Ski, Sailer stürzt sich die Piste hinunter und gewinnt mit 3,5 Sekunden Vorsprung vor Schweizer Raymond Fellay.

Als Sailer kurz darauf zurück nach Österreich kommt, ist nichts mehr wie früher. Er ist der umjubelte Held eines ganzen Landes geworden, der mit Ehrungen überhäuft wird und sogar Angebote für Filmrollen kriegt. Jeder will sich ein bisschen in seinem Glanz sonnen, fürs Skifahren bleibt da kaum noch Zeit. Zwei Jahre fährt der „Blitz aus Kitz“ noch, dann beendet er seine Karriere mit nur 22 Jahren und widmet sich ganz dem lukrativen Showgeschäft. Er nimmt 18 Schallplatten auf und schauspielert in Heimatfilmen und am Theater. Doch ganz vom Skisport lassen kann er nicht – der Franz Beckenbauer Österreichs kehrt später in allen erdenklichen Funktionärspositionen zurück.

Von seinen drei olympischen Goldmedaillen verschenkt er übrigens zwei: „Eine für den Vater, eine für die Mutter. Und für mich blieb auch noch eine.“ Dass es nicht mehr sind, ist nicht seine Schuld. Die Kombinationswertung, die er selbstredend auch anführt, ist 1956 noch nicht olympisch und auch den Super-G kann Sailer nicht gewinnen. Diese Disziplin wird erst drei Jahrzehnte später ins Programm aufgenommen – Miterfinder ist ein Mann namens Anton Engelbert Sailer. chh

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