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Bönisch

© dpa

Olympische Spiele 2008: Deutsche Olympiasiegerin will Eröffnungsfeier boykottieren

Judo-Kämpferin Yvonne Bönisch hat den Bann gebrochen: Als erste deutsche Olympiasiegerin kündigt sie einen Verzicht auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking an. Für andere Olympia-Starter sind Proteste bei den Spielen hingegen tabu.

"Ich werde Zeichen setzen und nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen", erklärte die 27-Jährige Judo-Kämpferin Yvonne Bönisch. Einen Wettkampf-Boykott schloss die deutsche Medaillenhoffnung für sich knapp vier Monate vor dem Olympia-Startschuss aber aus. Andere Athleten müssen oder wollen auf Protestaktionen und Meinungsäußerungen dagegen verzichten. "Für jeden Sportler ist es das Größte, bei Olympischen Spielen teilzunehmen. Und wenn jetzt boykottiert werden würde, würden tausende Träume platzen", sagte die Potsdamerin. In Peking will Bönisch zudem mit einem Symbolband am Handgelenk gegen Menschenrechtsverletzungen in Tibet protestieren.

Genau das dürfen Frankreichs Olympia-Starter nicht: Protest verboten! Die Sportler wollten den Schriftzug "Für eine bessere Welt" als Motto gemeinsam mit den olympischen Ringen und dem Wort "Frankreich" am Trikot tragen, um vor dem Hintergrund des Tibet-Konflikts in China für die Menschenrechte einzutreten. "Man kann keinen Anstecker für eine andere Sache tragen", dies widerspreche der olympischen Charta, erklärte Henri Sérandour, Präsident des französischen Nationalen Olympischen Komitees. Dagegen hatte der französische Sport-Staatssekretär Bernard Laporte den Plan der Sportler unterstützt.

US-Sportler verzichten auf Protest

Das US-Team will in Peking auf politische Äußerungen verzichten. Diesen Standpunkt vertrat die Mehrheit der amerikanischen Athleten zu Beginn der US-Medientage in Chicago. "Die Spiele sind für mich heilig. Das ist etwas, das nicht gestört werden sollte", betonte Turn-Olympiasieger Paul Hamm. Fußballerin Abby Wambach kündigte an, sich wie ihre Mitspielerinnen einzig und allein auf die Titelverteidigung konzentrieren zu wollen. "Wir denken, dass ist die deutlichste Sprache, wenn wir Gold holen und unser Land bestens vertreten."

Wie Yvonne Bönisch, die 2004 in Athen als erste deutsche Judo-Frau Olympia-Gold erkämpfte, hatte zuvor schon Fechterin Imke Duplitzer über einen Teilnahme-Verzicht bei der Eröffnungsfeier nachgedacht. "Ich werde da wohl nicht hingehen, um zu zeigen, ich bin hier, weil ich hier sein muss. Nach meinem Wettkampf werde ich China wohl sofort verlassen und nicht bis zum Ende der Spiele bleiben."

Team aus Dafur will Bürgerkrieg thematisieren

Athleten aus dem Team Darfur haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu einer unmissverständlichen Stellungnahme in der Frage der freien Meinungsäußerung bei den Sommerspielen in Peking aufgefordert. "Wir verlangen Klarheit von Ihnen in Bezug auf die praktische Interpretation der IOC-Regeln und darüber, welche Maßnahmen das IOC unternimmt, um das Recht der Sportler auf freie Meinungsäußerung bei den Spielen zu gewährleisten", heißt es in einem Brief, den die Organisation am Dienstag an IOC-Präsident Jacques Rogge schickte. Das Team Darfur will dazu beitragen, die Weltöffentlichkeit auf den seit fünf Jahren in der westsudanesischen Krisenregion wütenden Bürgerkrieg aufmerksam zu machen.

Unterdessen warnte BASF-Chef Jürgen Hambrecht für den Fall eines Boykotts der Olympischen Spiele vor wirtschaftlichen Folgen. "Wir setzen auf Dialog statt Boykott", sagte der Chef des weltweit größten Chemiekonzerns dem "Handelsblatt". "Einschränkungen der geschäftlichen Beziehungen würden die deutsche Wirtschaft - und damit uns alle - empfindlich in einem wichtigen Wachstumsmarkt treffen."

Ralf Jarkowski, Michael Fox[dpa]

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