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Vier gewinnt. Carmelo Anthony (r.) war schon drei Mal dabei.Foto: AFP/Henderson

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Olympische Spiele: US-Basketballer: Living the Dream

Die US-Basketballer haben aus Fehlern gelernt und jagen nun demütig das 15. Olympia-Gold.

Draymond Green würde eigentlich gerne von seinen Erinnerungen an das Dream Team berichten. An die Basketball-Mannschaft der USA, die 1992 in Barcelona Gold gewann, das Publikum verzauberte und der Sportart einen weltweiten Boom verschaffte. Das Problem: Green müsste sich seine Erinnerungen an Michael Jordans Dunkings, Magic Johnsons Pässe und Charles Barkleys Bonmots ausdenken. „Ich müsste lügen“, sagt Green und lacht. „1992 war ich gerade mal zwei Jahre alt.“ Für die aktuelle Generation der US-Basketballer, die am Samstag in Rio gegen China ihre Jagd auf Gold eröffnet haben und in der Nacht zu Dienstag auch Venezuela klar mit 113:69 (48:26) besiegten, war ein anderes olympisches Turnier prägend: das Debakel von 2004 in Athen.

Damals war Green zwölf Jahre alt. „2004 habe ich erstmals verstanden, was es bedeutet, für sein Land zu spielen“, sagt der NBA-Profi von den Golden State Warriors. In Athen trat ein Team junger Stars an, eine Mannschaft riesiger Egos ohne gemeinsame Identität, deren Lustlosigkeit und Arroganz bis heute legendär sind. Die Amerikaner verloren in der Vorrunde gegen Puerto Rico und Litauen, im Halbfinale scheiterten sie am späteren Olympiasieger Argentinien und mussten sich mit Bronze zufriedengeben. „Ich erinnere mich noch genau an die gequälten Gesichter unserer Spieler“, sagt Green.

„Niemand will Teil einer Mannschaft sein, die so etwas durchmacht, die unser Land so etwas durchmachen lässt.“ Die Erinnerung an 2004 ist bei Green auch deshalb noch so lebendig, weil mit Carmelo Anthony in Rio einer der Gescheiterten von Athen mit dabei ist. Anthony bestreitet seine vierten Olympischen Spiele, er will sein drittes Gold. „Carmelo spricht ständig von 2004“, berichtet Green.

Athen war ein Wendepunkt

Athen war der Wendepunkt für das US-Basketballteam. Der legendäre College-Trainer Mike Krzyzewski, von allen nur „Coach K“ genannt, übernahm die Mannschaft. Krzyzewski versammelte fortan nicht mehr nur Stars für einen lockeren Sommertrip: Er stellte echte Teams zusammen. Und er brachte den NBA-Millionären etwas noch viel Wichtigeres bei: Demut. Diese Charakter-Eigenschaft ist auch bei den aktuellen Nationalspielern deutlich zu spüren, auch wenn sie wie gewohnt nicht im olympischen Dorf, sondern auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff im Hafen von Rio residieren. „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir gewinnen, weil wir die USA sind oder weil wir diesen oder jenen Spieler im Team haben“, sagt Green vor dem Gruppen-Auftakt gegen China (Sonntag 0 Uhr/ARD). Und Center DeAndre Jordan leiert brav die Namen der stärksten Gegner herunter: „Spanien ist gut, Serbien ist gut, Frankreich ist gut, Litauen ist gut.“ Woher er das weiß? „Coach K bringt uns das gleich zu Anfang bei!“ Krzyzewski selbst schwärmt von seinen letzten Spielen: „Ich habe so viel gelernt – von meinen Spielern, von der Basketballgemeinde. Ich habe die Schönheit des internationalen Basketballs kennengelernt.“ In Peking 2008 und London 2012 hatte das US-Team jeweils kein Spiel verloren. Die ewige Olympia-Bilanz – inklusive der drei Niederlagen von Athen – lautet 130:5, von 17 Goldmedaillen gingen 14 an die USA. In der Vorbereitung auf Rio blieben die Amerikaner ungeschlagen, glänzten allerdings kaum. Green glaubt, dass das US-Team von 2016 weniger wegen seiner offensiven Zauberkünste in Erinnerung bleibt: „Unsere Identität wird sich vor allem in der Verteidigung zeigen.“

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