zum Hauptinhalt

Sport: Olympische Winterspiele: Zwölf Uhr mitternachts

Das Wunder von Innsbruck 1976, als die Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen die Bronzemedaille gewann. Oder das Drama von Meribel 1992, im Viertelfinale gegen Kanada, wo ein von Draisaitl abgefeuerter Puck im Penaltyschießen einfach nicht die Torlinie überqueren wollte.

Das Wunder von Innsbruck 1976, als die Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen die Bronzemedaille gewann. Oder das Drama von Meribel 1992, im Viertelfinale gegen Kanada, wo ein von Draisaitl abgefeuerter Puck im Penaltyschießen einfach nicht die Torlinie überqueren wollte. Das sind zwei große olympische Momente für deutsche Eishockey-Fans, die im Gedächtnis haften bleiben. Sonst war ja nicht viel. Die Tragik der Spiele in Albertville 1992 überschattet dabei den Erfolg von 1976: Millimeter fehlten zur Sensation, die Scheibe trudelte auf der Linie, fiel schließlich aus deutscher Sicht in die falsche Richtung.

Millionen wurden an den Bildschirmen Zeuge von Draisaitls Malheur. Sogar die Tagesschau wurde damals verschoben. Für ein Eishockeyspiel. Das ist heutzutage undenkbar. Immerhin, die Bühne, die sich der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft zu ihrem Auftaktspiel der Olympischen Winterspiele gegen die Slowakei bietet, ist groß. Erstmals seit vier Jahren überhaupt wird von der ARD ein Eishockeyspiel live übertragen. Schlag Mitternacht heißt es für den Deutschen Fan: Hoffen auf ein Wunder. Denn das könnte die Zwischenrunde schon in Reichweite bringen, für die sich die Deutschen im Gegensatz zu den Starteams aus Tschechien, Kanada, Schweden, Finnland, Russland und den USA erst qualifizieren müssen. Die anderen Vorrundengegner der Deutschen - Österreich und Lettland - sind sicher leichteren Kalibers als die Slowaken.

Geht es nach Bundestrainer Hans Zach, dann stehen die Chancen seines Teams gegen die routinierten Slowaken "bei eins zu neunundneunzig" - und das auch nur, weil mit Marco Sturm von den San Jose Sharks, für den der Mannheimer Marcel Goc seinen Platz räumen musste, ein prominenter Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga NHL im Aufgebot steht. Jochen Hecht wird von den Edmonton Oilers nur freigegeben, wenn es Deutschland in die Zwischenrunde schafft. Dasselbe trifft auf Olaf Kölzig, den Torwart der Washington Capitals zu. Kölzig, einer der besten Torhüter der Welt, hätte allerdings auch schon gegen Lettland im letzten Spiel der Vorrunde gedurft und gewollt. Doch Zach sprach sich dagegen aus - mit einer für ihn typischen Argumentationskette: "Wenn wir die ersten beiden Spiele gewinnen, dann waren unsere Torhüter gut genug. Wenn nicht, dann ist es ohnehin egal."

Die letzten beiden Tests in Salt Lake City liefen für die Deutsche Mannschaft eher mittelprächtig. Einem 3:1 gegen die Ukraine folgte ein 3:3 gegen Frankreich - übrigens noch ohne Daniel Kunce. Der Verteidiger ausNürnberg hatte beim Abflug am vergangenen Sonnabend seinen Reisepass vergessen und musste umkehren. Inzwischen ist Kunce aber im Olympischen Dorf angekommen.

Immerhin, nicht alle sind - nach außen hin - so pessimis-tisch wie der Bundestrainer. Zum Beispiel Stefan Ustorf. Der Stürmer aus Mannheimer feiert nach jahrelanger Abstinenz sein Comeback für die Nationalmannschaft bei einem internationalen Turnier. Selbst Zach kam an dem filigranen Techniker nicht vorbei. Und das ist gut für das Team. Denn Ustorf ist nicht nur Vollprofi, sondern auch Realist. "Dass es bei Olympia für uns schwer wird, das ist klar", sagt Ustorf. "Aber wir haben eine Chance. Wir wollen die Endrunde erreichen und das ist unser Trumpf: In punkto Geschlossenheit, Wille und Kampfgeist haben wir allen etwas voraus. Wir können jeden Gegner schlagen, auch die Slowaken. Und schließlich haben die im Spiel gegen uns noch nicht alle NHL-Profis dabei." Ein mutiger Satz des Ex-NHL-Spielers, aber in jedem Falle einer, der Lust auf das deutsche Team macht.

cv

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false