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Peking 2008 - Feature

© dpa

Olympischer Abschied: China zwischen Wehmut und Stolz

Nach dem Ende der olympischen Spiele schwanken die chinesischen Gastgeber zwischen Trauer und Stolz.

Als alles vorbei war, flossen Tränen. Ein Mädchen im blauen Dress der 100 000 freiwilligen Helfer und ein Junge im gleichen Outfit lagen sich nach der Schlussfeier auf dem Podium in der Mitte des abgedunkelten Nationalstadions in den Armen. Sie weinten. Eine gerührte Helferin fühlte sich bemüßigt, die Szene aufzuklären. „Sie sind kein Pärchen“, sagte sie, „sie haben nur in den vergangenen zwei Wochen zusammengearbeitet.“ Es ist für China ein trauriger und wehmütiger Abschied von Olympia geworden. Sieben Jahre lang hatte das Land darauf hingefiebert, nun ist es mit einer spektakulären Schlussfeier vorübergegangen. „Goodbye, Beijing“ hat die staatlich kontrollierte Zeitung „China Daily“ auf das ganzseitige Foto ihrer Montagsausgabe gedruckt. „Hello London“, stand auf der Rückseite.

Wehmütig, aber vor allem stolz blickt China auf die vergangenen 17 Tage zurück. „Die Spiele haben Pierre de Coubertins Ideal wahr gemacht und haben Brücken der Verständigung gebaut“, schreibt „China Daily“, „es ist schön, von einigen Gästen aus Übersee zu erfahren, dass sie endlich gemerkt haben, dass China anders ist, als sie dachten.“ Die vergangenen 17 Tage seien zu kurz gewesen, um das Land zu verstehen. „Die Spiele waren ein historischer Höhepunkt der seit drei Jahrzehnten anhaltenden Öffnung Chinas für die Welt“, schreibt die Zeitung, „das Gute ist, dass die Regierung uns versichert hat, dass all die guten Dinge bleiben werden.“ Und die schlechten auch, würden Menschenrechtsorganisationen an dieser Stelle einwenden. Die in Hongkong sitzende Organisation „Human Rights in China“ (HRiC) bilanzierte, dass die Regierung ihre politischen Ziele erreicht habe. „Die sorgsam verputzte Fassade kann aber den Polizeistaat nicht verbergen, der auf den Menschenrechten herumtrampelt“, sagte HRiC-Geschäftsführerin Sharon Hom am Montag.

Die chinesische Regierung muss sich nun neue Ziele suchen. Das wichtigste formuliert Han Baojiang, Professor an der Parteischule des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas: „Wachstum beibehalten und Preise für die Armen niedrig halten.“ Die hohe Inflation ist eines der drängendsten Probleme. Vorerst können sich die Pekinger damit trösten, dass vom 6. bis zum 17. September noch die Paralympics stattfinden. Fahrverbote und Baustopp werden bis zum 18. September anhalten. Erst danach ist Olympia für Peking wirklich vorbei.

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