zum Hauptinhalt

Olympisches Dorf: Ein neues Heim für 17 Tage

Gestern wurde das olympische Dorf eröffnet. Vor lauter Smog war nicht viel von der Anlage zu sehen.

Das olympische Dorf in Peking hatte sich einen schlechten Termin für seine Eröffnung ausgesucht. Am Sonntagmorgen um 9 Uhr hing ein feuchter, dreckiger Nebel über dem Gelände im Pekinger Norden. Trotz aller Fabrikschließungen und Fahrverbote hält der Smog die Olympiastadt weiter fest im Griff, gefördert vom heißen, feuchten und windstillen Wetter. In der Beichen-Weststraße war gestern von einem olympischen Dorf nichts zu sehen, obwohl der Eingang nur rund 500 Meter entfernt ist. Aber so konnten sich die Athleten auf die klimatischen Bedingungen einstimmen, die sie bei den Spielen vom 8. bis zum 24. August erwarten könnten.

Für die Festgemeinschaft zur Eröffnung des 66 000 Hektar großen Geländes war der Smog nichts Neues. Sie bestand aus hochrangigen chinesischen Politikern und chinesischen Athleten – ausländische Gäste waren nicht dort. Der Chef des Pekinger Olympiaorganisationskomitees (Bocog), Liu Qi, überreichte der Bürgermeisterin des olympischen Dorfes, Chen Zhili, symbolisch einen goldenen Schlüssel. „Wir fordern die Athleten aus aller Welt auf, nach Peking zu kommen“, sagte Chen Zhili, „wir werden versuchen, die Bedürfnisse der Menschen mit verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen zu befriedigen.“

Als erstes Team zogen einige hundert Athleten des Gastgebers China symbolisch in das olympische Dorf ein, darunter Basketballstar Yao Ming und Hürdenläufer Liu Xiang. Die Chinesen trugen rote Jacken, gelbe Hemden, weiße Hosen und bunte Krawatten und erinnerten in diesem Retro-Outfit an Olympiamannschaften aus den frühen siebziger Jahren. Ihnen folgten einige Stunden später Mitglieder der Olympiateams aus Polen und Kuba. Insgesamt werden 16 000 Athleten und Betreuer in den nächsten Wochen in der bis zu neunstöckigen, stark bewachten Apartment-Anlage wohnen. Dort erwartet sie ein Restaurant, das bis zu 4000 Athleten gleichzeitig versorgen kann. Beim Freizeitangebot können die Dorfbewohner zwischen Karaoke, Chinesisch-Kurs, kulturellen Darbietungen, zahlreichen Sportmöglichkeiten und einem Internetcafé wählen. Auch Shops, Friseur, Bank, Post, Feuerwehrstation, Klinik und Andachtsstätten für fünf Religionen befinden sich auf dem Gelände. Nach den Paralympischen Spielen im September werden die Wohnungen auf dem boomenden Pekinger Immobilienmarkt verkauft. Durch die Nähe zum neuen olympischen Park sollen die Preise bereits auf bis zu 640 000 Euro gestiegen sein.

Die chinesischen Athleten müssen allerdings noch eine Weile vom ersten Eindruck zehren. Weil ihre Betreuer Wohnungen und Infrastruktur im Dorf vorbereiten müssen, zogen viele nach der Eröffnungsfeier erst einmal wieder aus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false