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Sport: Operation Mülltonne

Neues vom Wettskandal: Hoyzer wollte Beweismittel vernichten, Milan S. vom Café King muss in Haft bleiben – sein Anwalt greift die Justiz an

Berlin - Milan S., der Geschäftsführer des Berliner Café King, muss in Haft bleiben. Am Mittwoch hatte das Landgericht zugunsten der Beschwerde der Staatsanwaltschaft entschieden und die Aufhebung der Haftverschonung für Milan S. angeordnet. Dies bestätigte Justizsprecher Michael Grunwald dem Tagesspiegel. Das Café King soll Zentrum der Wetten auf manipulierte Fußballspiele und damit verbundene Geldwäsche sein.

Milan S. war in Zusammenhang mit dem Wettskandal nach Aussagen des ehemaligen Schiedsrichters Robert Hoyzer mit seinen Brüdern Ante und Filip S. Ende Januar bei einer Razzia im Café King verhaftet worden. Ihnen wird bandenmäßiger und gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Bereits Montag hatte es ein Verwirrspiel um die Freilassung von Milan S. gegeben. Zunächst hatte die zuständige Richterin den Kroaten gegen eine Kaution von der Haft verschont. Die Staatsanwaltschaft legte jedoch Beschwerde ein. Bis zur Klärung der Beschwerde kam Milan S. frei: Doch das Landgericht entschied nur wenige Minuten später, dass S. bis zur Klärung wieder in Haft muss.

Der Anwalt von Milan S., Johannes Eisenberg, hält die Vorgehensweise der Justiz für „skandalös“. Bei seinem Mandanten sei in keinerlei Hinsicht eine Fluchtgefahr zu erkennen. Er schildert die Umstände so: Um 13.07 Uhr sei sein Mandant entlassen worden. Nur wenige Minuten später habe die Kammer im Landgericht darüber entschieden, dass Milan S. bis zum Beschluss der Beschwerde in Haft bleiben muss.

„Dafür wurde extra eine Hauptverhandlung unterbrochen“, sagt Eisenberg. Um 14.28 Uhr habe Eisenberg davon erfahren und seinem Mandanten sofort Bescheid gegeben. „Bereits um 15 Uhr stand mein Mandant wieder vor dem Amtsgericht Tiergarten und konnte in U-Haft genommen werden“, sagt Eisenberg. „Wo besteht denn hier die Fluchtgefahr?“ Als Begründung für die Entscheidung habe Eisenberg von der Kammer zu hören bekommen, dass Milan S. in der Kürze der Zeit „keine ausreichenden Fluchtvorbereitungen treffen konnte“.

Zudem hält Eisenberg der Staatsanwaltschaft vor, dass mit ungleichem Maßstab gemessen werde: Vor allem, wenn man betrachte, wie mit dem ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer und dem der Manipulation verdächtigen Schiedsrichter Dominik Marks verfahren worden sei. Beide wurden nach kurzer Inhaftierung wieder entlassen: „Hoyzer soll acht Spiele manipuliert haben. Marks drei und mein Mandant ebenso drei Spiele“, sagt Eisenberg. „Warum sind dann die anderen beiden draußen, mein Mandant aber nicht?“ Zudem habe Milan S. sämtliche Unterlagen offenbart und keine Beweismittel vernichtet. Er habe ebenfalls einen festen Wohnsitz in Berlin und „hier erhebliche Vermögenswerte arretiert“, sagt Eisenberg.

Wie der Tagesspiegel erfuhr, soll Robert Hoyzer hingegen vor seiner Festnahme versucht haben, Wettscheine in einer Mülltonne vor seiner Wohnung in Salzgitter zu entsorgen. Dabei sei der ehemalige Schiedsrichter jedoch von einem Nachbarn beobachtet worden, so dass die Vernichtung der Beweismittel scheiterte.

Da alle drei Gebrüder S. bislang keine Aussage gemacht haben, vermutet Johannes Eisenberg hinter der Vorgehensweise der Justiz: „Man benutzt Milan S., um seinen Bruder Ante zu einem Geständnis zu bewegen.“

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