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Der schwule Boxer Orlando Cruz (r.) hat den Kampf gegen Jorge Pazos gewonnen.

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Orlando Cruz: Schwuler Boxer gewinnt ersten Kampf nach Outing

„Ich bin ein stolzer, schwuler Mann“: Mit dem Bekenntnis zu seiner Homosexualität sorgte der Boxer Orlando Cruz kürzlich für Aufsehen. Jetzt hat der Puerto Ricaner den ersten Kampf nach seinem Outing bestritten - und das unter außergewöhnlichen Bedingungen.

3000 Zuschauer, Exil Puerto Ricaner vor allem, auch andere Latinos. Die Boxabende im Civic Center von Kissimmee südlich von Orlando in Florida haben ihr festes Publikum. Hier wird ehrliche Mittelklasse geboten, Profiboxer auf dem Weg nach oben oder auf dem Weg nach unten. Auch Orlando Cruz hatte dort schon im Ring gestanden. Als er nur ein Boxer war. So etwas wie diese Freitagnacht hatte der 31-Jährige aber noch nie erlebt: Medien, TV-Teams, Reporter aus aller Welt. Orlando Cruz besiegte einen Mexikaner namens Jorge Pazos glatt nach Punkten - im ersten Kampf nach seinem Outing als Homosexueller.

„Ich bin ein stolzer, schwuler Mann“, hatte der Federgewichtler am 4. Oktober mitgeteilt und damit für Aufsehen gesorgt. Erstmals hatte sich ein aktiver Profisportler in einer bedeutenden Sportart öffentlich zu seinen gleichgeschlechtlichen Neigungen bekannt.

„Alles, was in den letzten zwei Wochen passiert ist, ging nicht ohne Spuren an mir vorbei“, sagte Cruz, „ich bin nur einer, aber ich fühle mich jetzt befreit. Ich bin glücklich, wo ich jetzt bin.“ Die Zuschauer bejubelten ihn beim Einmarsch, aber das hätte sie vermutlich ohnehin getan. Er ist ein Landsmann von vielen, er will nach oben. „Ich bin froh, dass sie mich respektieren, das ist es, was ich will“, erklärte Cruz, „sie sollen mich als Boxer sehen, als Sportler und als Mann in jedem Sinn des Wortes.“ Sein Outing hatte ihm zahlreichen Zuspruch eingebracht. Sein boxender Landsmann Miguel Cotto hat sich ebenso positiv geäußert wie Sänger Ricky Martin. Für die schwul-lesbische Gemeinde wurde er zu einem Vorbild. Doch er weiß auch, dass Vorurteile immer präsent sind. Während seines Trainings vor dem Kampf in San Jan hörte er andere Boxer flüstern, dass sie nicht gemeinsam mit ihm duschen wollten: „Das ist so dumm, ich bin ein Profi.“

Pazos boxte er leichtfüßig glatt aus, das Punkturteil war eindeutig: 3:0. Es war der 19. Sieg im 22. Kampf. „Er bewegt sich gut, kann boxen und hat schnelle Beine“, sagte Pazos, „ich konnte ihn nicht erwischen.“ Dass sein Gegner nun gerade sein viel beachtetes Outing hinter sich habe, hätte ihn nicht interessiert, sagte der Mexikaner: „Ich muss gewinnen, ob er schwul ist oder nicht. Er hat seine Entscheidung getroffen und dafür respektiere ich ihn. Aber das ist außerhalb des Ringes, im Ring ist das etwas anderes.“ Nach seinem Erfolg hat Cruz nun glänzende Zukunftsaussichten.

Schon saß Francisco Valcarel im Publikum, der umtriebige Präsident des Weltverbandes WBO, der Cruz als Nummer vier seiner Rangliste führt. Ein WM-Kampf ist da nicht mehr weit. In der unabhängigen Rangliste „Box Rec“ belegt der Puerto Ricaner allerdings nur Platz 37 in der Welt - aber Valcarel ist das große Medieninteresse an dem schwulen Boxer natürlich nicht entgangen. „Dieser Kampf öffnet mir die Tür zu einem Titelkampf“, weiß Cruz, „das ist mein Traum, der Traum meiner Mutter, der meiner Gemeinschaft und meines Teams.“ (dapd)

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