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Zurück in Berlin. Spieler war Rehhagel schon bei Hertha, jetzt wird er Trainer.

© dapd

Otto Rehhagel bei Hertha: Es ist uns eine Ehre

Vom neuen Trainer Otto Rehhagel spricht man bei Hertha mit Respekt: „Mehr Erfahrung geht nicht“. Beim Spiel gegen Dortmund war der neue Coach allgegenwärtig und abwesend zugleich.

Wie das war, beim ersten Mal mit Otto Rehhagel? Michael Preetz kramt in alten Düsseldorfer Erinnerungen, ja, da war mal was, „der Otto ist mit der Fortuna Pokalsieger geworden, da war ich schon im Verein, aber erst zwölf Jahre alt und noch nicht in der Lage ihm zu helfen“. Jetzt ist er 44 und verhilft dem 73 Jahre alten Trainerpensionär zu einem Comeback, wie es die Bundesliga lange nicht mehr erlebt hat.

Aber eigentlich ist es mehr Rehhagel, der Preetz helfen soll. Das Engagement des Altmeisters ist der mutmaßlich letzte Versuch, Hertha BSC wieder zurück auf Kurs zu bringen. Nach elf sieglosen Bundesligaspielen in Folge „wird die Luft da unten immer dünner“, sagt Herthas Antreiber Peter Niemeyer, er hat seine fußballerische Sozialisierung in Bremen erfahren, wo auch Otto Rehhagel nach Jahren des vagabundierenden Feuerwehrmanndaseins zur verlässlichen Trainergröße aufstieg. „Wir waren schon ein bisschen überrascht, den Namen hatte nun wirklich keiner auf der Liste“, gesteht Niemeyer, aber das gehe schon in Ordnung, denn „mehr Erfahrung geht nicht“.

Preetz hatte die Mannschaft am Freitagabend über die überraschende Personalie informiert – „eigentlich hätten wir das lieber zurückgehalten bis nach dem Spiel gegen Dortmund, um den Spielern jede Ablenkung zu ersparen“. Aber dann flutschte der Name Rehhagel durch eines der bei Hertha traditionell großen Löcher in die Redaktion der „Bild“-Zeitung, und Preetz musste handeln. „Wir dürfen uns sehr geehrt fühlen, mit so einer Trainer-Größe zusammenzuarbeiten“, sagt Stürmer Pierre-Michel Lasogga. Verteidiger Christoph Janker glaubt fest daran, „dass er uns zurück in die Spur bringt“. Peter Niemeyer war „lange genug in Bremen, um zu wissen, was Rehhagel als Trainer bewirken kann. „Zuletzt hab’ ich ihn 2009 gesehen, da sind wir in Berlin Pokalsieger geworden, und er war als Ehrengast auf unserem Bankett. War schon beeindruckend“. Und René Tretschok, der nach der auf ein Spiel befristeten Beförderung zum Cheftrainer seinem Nachfolger gemeinsam mit Ante Covic assistieren wird, freut sich „auf jemanden, der Erfahrung hat und vorne was abfängt. Für mich ist es eine riesengroße Ehre und Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten und von ihm zu lernen.“

Otto Rehhagel ist schon unfreundlicher empfangen worden, etwa 1995 in München, wo er nach 14 erfolgreichen Bremer Jahren vom „Bild“-Kolumnisten und Bayern-Präsidenten Franz Beckenbauer der Lächerlichkeit preisgegeben wurde. München war ein Missverständnis, Berlin planen beide Seiten als Erfolgsgeschichte ein. Die Kontaktaufnahme habe sich nicht weiter schwierig gestaltet, und große Überzeugungskunst sei auch nicht nötig gewesen, sagt Michael Preetz: „Wenn man sagt, dass Otto Rehhagel sofort Feuer und Flamme war, dann trifft es das ganz gut!“

Rehhagel war gestern allgegenwärtig und abwesend zugleich. Herthas unglückliche Niederlage gegen Dortmund hat er sich daheim in Essen im Fernsehen angeschaut. Um 11.15 wird er heute in Tegel landen und dann gleich zum Trainingsgelände am Olympiastadion weiterfahren. Als Rehhagel 1963, damals noch als Spieler, sein erstes Engagement bei Hertha begann, trainierte die Mannschaft noch am Gesundbrunnen und war im Olympiastadion nur gelegentlicher Gast.

Rehhagel wird sich kaum daran erinnern können, ist ja auch schon lange her, und das Langzeitgedächtnis lässt zuweilen auch jüngere Zeitgenossen im Stich. Zum Beispiel Michael Preetz, was die gemeinsame Düsseldorfer Zeit mit dem neuen Trainer betrifft. Als nämlich Fortuna Düsseldorf im Juni 1980 unter Otto Rehhagel nach einem 2:1 gegen den 1. FC Köln den DFB-Pokal gewann, stürmte der zwölfjährige Preetz laut Wikipedia noch für den Düsseldorfer SC 1899. Seine Zeit bei der Fortuna begann erst zwei Jahre später. Da werkelte Otto Rehhagel schon an seiner Karriere als ewiger Bremer.

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