zum Hauptinhalt

Sport: Paderborn sehnt sich nach Alltag

Wie der Regionalligaklub versucht, sich aus der Umklammerung von Hoyzers Manipulationen zu befreien

So richtig sicher ist sich der Ordner vor dem Hermann-Löns-Stadion bei seiner Einschätzung nicht. „Sie werden heute versuchen, zum Alltag zurückzukehren“, sagt der Mann, der am Parkplatz die wichtigen Menschen von den Normalsterblichen trennt, „aber ich weiß nicht, ob es ihnen gelingen wird. Die Sache ist noch zu sehr in den Köpfen.“ Die Sache, von der er spricht, das ist der Manipulationsskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer, in den auch der Regionalligist SC Paderborn 07 verwickelt ist.

Der gestrige Auftritt gegen Wuppertal war das erste Meisterschaftsspiel, seitdem aufgedeckt worden ist, dass der Sensationssieg in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Hamburger SV keiner war, weil das Spiel verschoben worden ist. So wie dem Ordner, der von den Spielern fordert, „jetzt professionelles Verhalten zu zeigen und sich nur auf Fußball zu konzentrieren“, geht es vielen in Paderborn. Auf der einen Seite sehnen sie sich nach Normalität, schließlich hat sich ihr Klub im Kampf um den Zweitligaaufstieg eine aussichtsreiche Position erarbeitet. Auf der anderen Seite belasten sie die Ereignisse, die seit Jahresbeginn über den beschaulichen Fußballstandort Paderborn hereingebrochen sind.

Bislang war der Ort in der ostwestfälischen Provinz eher für die vier Kilometer lange Pader bekannt, den kürzesten Fluss Deutschlands. Sich aus der Umklammerung der jüngsten Vorkommnisse zu befreien, fällt der 140 000-Einwohner-Stadt schwer. Deshalb ist Geschäftsführer Michael Born „unheimlich froh, dass hier gespielt werden kann und die Partie gegen Wuppertal nicht ausfällt“. Dafür haben Born und seine Helfer seit morgens um halb neun geschuftet, um den Platz vom Schnee freizuschaufeln. In der Nachbarschaft, bei den Amateuren von Arminia Bielefeld, waren sie weniger ambitioniert. Dort wurde die Regionalliga-Begegnung abgesagt.

„Wir wollen, dass hier endlich wieder über Fußball geredet wird“, sagt Born. Die Chancen stehen nicht schlecht, seitdem das DFB-Gericht entschieden hat, das Ergebnis des Skandalspiels zu werten und den HSV mit zwei Millionen Euro zu entschädigen. „Sportrechtlich ist das Thema damit für uns gegessen“, sagt Born. Allerdings bleibt die Frage, was aus Thijs Waterink wird, gegen den der DFB und die Staatsanwaltschaft weiter ermitteln. Hoyzer hat ausgesagt, der Mannschaftskapitän der Paderborner habe vor dem Pokalspiel 10 000 Euro Siegprämie entgegengenommen, die er hinterher an die Mannschaft ausschüttete. Derzeit ist der Abwehrspieler „vom Verein freigestellt, bis die Vorwürfe geklärt sind“, sagt Born, der betont, „dass er nie wieder für Paderborn spielen wird, wenn er von den Manipulationen gewusst hat“. Für Waterinks Position haben die Paderborner den Bosnier Miodrag Latinovic aus Trier geholt, „weil wir uns bei unseren Ambitionen durch die Vorkommnisse ja sportlich nicht verschlechtern dürfen“, wie Born sagt.

Gegen Wuppertal lief der neue Mann vor 2600 Besuchern gleich auf und half dabei, den Ligaalltag nach Paderborn zurückzuholen. Nach dem 1:0 gegen Wuppertal ist der SC sogar Tabellenführer in der Regionalliga Nord. Trotzdem wird es wohl noch einige Monate dauern, bis der Verein wieder ausschließlich in Zusammenhang mit sportlichen Ereignissen erwähnt wird. Der Fan-Beauftragte Thorsten Ising steht nicht allein da, wenn er sagt, „es brennt in meiner Fanseele, wenn ich ständig auf Hoyzer angesprochen werde. Aber überall holt mich diese verdammte Geschichte ein.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false