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Rostock trennt sich von Pagelsdorf

© dpa

Pagelsdorf und Rostock: Ende einer Herzensangelegenheit

Hansa Rostock beurlaubt seinen erfolglosen Trainer nach dem 2:2 gegen Osnabrück. Frank Pagelsdorf geht. Thomas Doll ist bereits als Nachfolger im Gespräch.

Frank Pagelsdorf war nach dem Spiel gegen den VfL Osnabrück sichtlich gerührt. „Das ist kein normaler Verein für mich“, sagte der 50-Jährige am Sonntag und meinte damit den FC Hansa Rostock. Dessen Fans, zumindest einige von ihnen, hatten Pagelsdorf nach dem 2:2 im heimischen Stadion mit Sprechchören gefeiert. Ein wuchtiger, kaum zu erkennender Scherenschnitt von Pagelsdorf flatterte an einer Bande im Wind. Pagelsdorf wirkte entrückt, als er in die Fankurven ging – gemeinsam mit den Spielern, aber doch mit deutlich sichtbarem Abstand.

Der Trainer spürte wohl, dass dieser Auftritt im Rostocker Stadion sein vorerst letzter sein würde. Eine „deutliche Reaktion“ hatte Rostocks Klubchef Dirk Grabow vor der Partie nach den zumeist schwachen Auftritten des Zweitligisten gefordert. Knapp 24 Stunden später war es Gewissheit: Das Unentschieden gegen Osnabrück hat nicht gereicht. Am Montagvormittag haben sie an der Ostseeküste ihr bisheriges Trainerdenkmal gestürzt. Über die Beurlaubung von Pagelsdorf sagte Dirk Grabow: „Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber wir mussten auf die sportliche Entwicklung der letzten Wochen und Monate reagieren.“ Statt um den Aufstieg mitzuspielen, dümpelt Rostock im Mittelmaß der Zweiten Liga.

Rostock wollte um den Aufstieg mitspielen, ist aber nur Mittelmaß

Die Entlassung von Pagelsdorf ist die logische Konsequenz einer Verklärung der Möglichkeiten – und der Vergangenheit. Bereits unmittelbar nach Hansa Rostocks zweitem Bundesligaaufstieg unter Pagelsdorf vor anderthalb Jahren zeichnete sich ab, dass Rostock in der Bundesliga nicht würde mithalten können. Noch bevor das erste Spiel der Saison 2007/2008 angepfiffen worden war, erwirkte Pagelsdorf die Entlassung von Manager Stefan Studer. Diesem warf Pagelsdorf verfehlte Personalpolitik vor.

Ob Pagelsdorf, der 2006 auf den geschassten Jörg Berger gefolgt war, damals in Rostock aus Mangel an Alternativen blieb oder weil der Klub für ihn, wie er immer wieder betonte, „eine Herzensangelegenheit“ war, wird letztlich nur er selbst wissen. Vor gut zehn Jahren hatte Pagelsdorf sein Glück in Rostock gefunden, als er den FC Hansa als junger Trainer in die Bundesliga führte und dem Klub so ein wenig Glanz verlieh. Das verbindet. Vor allem, wenn wie geschehen, weder der Verein noch der Trainer die damalige Verheißung auf eine bessere Zukunft auf lange Sicht erfüllen konnte.

Pagelsdorf verlässt Hansa  bereits zum zweiten Mal

Die Vereinsführung hielt an Pagelsdorf fest, auch als Hansas Bundesligaabstieg nach mehreren Niederlagenserien in diesem Jahr feststand. Stefan Beinlich, der als Spieler ebenfalls nach Rostock zurückkehrt und vor dieser Saison als Teammanager im Gespräch war, beklagte unlängst: „Nach dem Abstieg hätte es einen Neuanfang auf allen Ebenen geben müssen. Das wurde versäumt. Hansa hat sich seit sechs Jahren nicht weiterentwickelt.“

Wie sehr Pagelsdorf, der noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2009 hat, tatsächlich zum Stillstand beigetragen hat, oder ob er aus mittelprächtigen Spielern bei einem finanzschwachen Verein das Beste herausgeholt hat, wird sich erst zeigen. Auf jeden Fall ist er auch daran gescheitert, dass die jeweils ausgegebenen Saisonziele wenig mit dem Leistungspotenzial der Mannschaft zu tun hatten. Zweifellos hat der Blick zurück in Rostock Tradition, und offensichtlich nicht unbedingt eine gute. Mit Pagelsdorf wurde nicht nur ein ehemaliger Trainer wieder engagiert und gehalten, sondern nach Manager Studers Entlassung mit Herbert Maronn dessen Vorgänger. Auch für die Zukunft setzt der Verein auf mehr oder weniger bewährtes Personal. Mit Juri Schlünz verantwortet vorerst ein ehemaliger Hansa-Chefcoach das Training. Und mit Thomas Doll wird zurzeit ein ehemaliger Rostocker Spieler als neuer Trainer heiß gehandelt.

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