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In einem Jahr werden im Olympiastadion in London Tränen des Glücks und der Enttäuschung vergossen.

© dpa

Paralympics 2012 in London: Die Spiele kehren heim

Die Paralympics werden immer größer: 2012 treten bei den Sommerspielen der Behindertensportler mehr als 4200 Athleten aus über 150 Ländern an. Gastgeber Großbritannien zeigt sich vorbereitet.

Prinz Edward war sprachlos, er applaudierte minutenlang. „Die Frau ist fantastisch“, sagte das Mitglied der britischen Königsfamilie dem Tagesspiegel am Spielfeldrand. „Ich spiele selbst Tennis und weiß, wie schwer das ist, deswegen bin ich von dieser Sportart hier so begeistert.“ Edward hatte gerade ein Spiel der niederländischen Rollstuhltennisspielerin und Ausnahmeathletin Esther Vergeer gesehen. Natürlich hatte sie das Match bei den vergangenen Paralympischen Sommerspielen in Peking 2008 mal wieder gewonnen. Jetzt freut sich der Prinz darauf, der seit 410 Spielen ungeschlagenen Rollstuhltennisspielerin im eigenen Land zuschauen zu können – bei den Paralympics in London 2012.

Vom 29. August bis zum 9. September 2012 werden 4200 Athleten aus mehr als 150 Ländern antreten, das ist Rekord, freut sich Sir Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC). Laut Wettkampfplan geht es allein um 500 Goldmedaillen. Die Spiele der Menschen mit Körperbehinderungen werden immer größer: Als der Paralympics-Botschafter Prinz Edward die Athleten in China anfeuerte, kämpften noch 3951 Sportler aus 146 Ländern um Medaillen. Die Nation mit 80 Millionen Behinderten nutzte die Spiele, um sich als moderner Staat darzustellen. Und wie sieht es in Großbritannien aus, die im Medaillenspiegel in China Zweiter nach dem Gastgeber waren?

Die Briten scheinen vorbereitet zu sein, vor allem in sportlicher Hinsicht: Anders als in Deutschland trainieren dort behinderte und nichtbehinderte Leistungssportler in den gleichen Verbänden, mit den gleichen Etats und denselben Trainern, sagt Paralympics-London-Botschafter Marc Woods.

Heute, am 8. September, soll es beim Internationalen Paralympischen Tag mit Showwettkämpfen und Kulturprogramm einen Vorgeschmack auf die Spiele geben. Laut Gareth A. Davies, dem Paralympics-Korrespondenten des „Daily Telegraph“, erproben die Veranstalter, das IPC sowie die lokalen Organisatoren, gerade den Prototyp eines behindertengerechten Transportbusses. Mit dem sollen sechs Rollstuhlathleten vom nahe gelegenen Paralympischen Dorf zu den Wettkampfstätten gebracht werden können.

Doch es gibt auch Kritik: Einige Athleten ärgern sich, dass einzelne Disziplinen gestrichen wurden, etwa die Diskuswettkämpfe in der Starterklasse der deutschen Marianne Buggenhagen, die hier kein Gold holen kann.

Damit die Zuschauer einen Eindruck von der einzigartigen Atmosphäre bekommen können, gibt es Tagestickets. Mit ihnen kann man nicht nur die Publikumsmagneten Schwimmen, Leichtathletik, Radfahren und Rollstuhlbasketball verfolgen, sondern auch Rollstuhlfechten, Boccia und Blinden-Goalball. 95 Prozent der Karten kosten unter 57 Euro, viele 23 Euro oder weniger. Mehr als eine Million Zuschauer haben sich schon für ein Ticket registriert, die ab dem 9. September verkauft werden, zwei Millionen gibt es.

Seit Jahren werben die britischen Sponsorenfirmen bereits für die zweitgrößte Sportveranstaltung nach Olympia – und mit ihrer Paralympics-Förderung. Der Fernsehsender BBC ließ Lady Tanni Grey-Thompson, Gewinnerin elf paralympischer Goldmedaillen, für die Spiele sprechen: Die Paralympics dürften nie die „B-Wettkämpfe“ der Olympics sein, sagte sie. London wird alles dafür tun, dass sie das nicht sind. Die Spiele kehren schließlich heim. Im englischen Stoke- Mandeville organisierte Sir Ludwig Guttmann 1948 die ersten Sportwettkämpfe mit Versehrten des Zweiten Weltkrieges – der Beginn der paralympischen Bewegung.

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