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Paralympics: Gradwohl disqualifiziert

Das deutsche Paralympics-Team hat am vierten Wettkampftag mit zwei Siegen seine Erfolgsbilanz ausgebaut, mit der Aberkennung einer Goldmedaille von Gerd Gradwohl aber einen Rückschlag hinnehmen müssen.

Turin - Die deutsche Paralympics-Goldflut in den Bergen des Piemont wurde am Dienstag mit der Disqualifikation von Gerd Gradwohl abrupt gestoppt. Der schwer Sehgeschädigte aus Mainz-Lerchenberg verlor seine Goldmedaille im Super G nach einem Protest. Der zuvor zweitplatzierte Italiener Gianmaria dal Maistro sowie die Slowaken und Kanadier hatten unmittelbar nach dem Rennen in Sestriere Einspruch eingelegt, da Gradwohls Begleitläufer Karl-Heinz Vachenauer zu weit vorneweg gefahren war. Eigentlich ist dieser Regelverstoß für den fast erblindeten Gradwohl selbst eher ein Nachteil.

Doch eine IPC-Regel besagt, dass der Partner keine zwei Schwünge vorwegfahren darf. Ein deutscher Gegenprotest wurde abgelehnt. Danach folgte die Disqualifikation von Gradwohl, der am Sonntag bereits Gold in der Abfahrt gewonnen hatte. «Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Der Fehler passierte zwischen dem vorletzten und letzten Tor. Es hatte aber keinen Einfluss mehr, da mein Vorsprung groß genug war. Ich akzeptiere die Regel. Ich gehe nun aber umso motivierter in die nächsten Rennen», sagte Gradwohl. Damit geht die derzeitige Gesamtbilanz der Deutschen auf fünf Gold, vier Silber- und drei Bronze-Medaillen zurück.

Zuvor hatte Verena Bentele im Biathlon das erste deutsche Gold bei den Paralympics in Turin geholt. Unmittelbar danach siegte der querschnittsgelähmte Martin Braxenthaler in der sitzenden Klasse im Superski. Den dritten Erfolg am vierten Wettkampftag verpasste der contergangeschädigte Biathlet Josef Giesen, der die Silbermedaille seinem vor vier Wochen verstorbenen Vater widmete, um genau eine Sekunde.

Seine blinde Teamkollegin Bentele aus Tettnang setzte sich mit ihrem Begleitläufer Franz Lankes über die 7,5 km Distanz trotz fünf Schießfehler mit 20,7 Sekunden Vorsprung vor der Japanerin Miyki Kobayashi durch. «Es war heute kein Spaß, es hat richtig wehgetan bis zum bitteren Ende. Jetzt bin ich froh, dass es geklappt hat, da ich auf Biathlon schon einen Focus habe», sagte Bentele.

Dennoch musste ihr Begleitläufer (Bentele: «Er hat sein ganzes Organ gebraucht») sie förmlich zum Sieg schreien: «Wenn ich lauter werde, dann wird meine Stimme automatisch auch ein bisschen aggressiver, doch ich will alles aus ihr herausholen. Sie weiß, dass es nicht so gemeint ist. Ich muss sie aber pushen», sagte Lankes.

Braxenthaler holte sein angepeiltes Gold erst im zweiten Anlauf. Der querschnittsgelähmte Traunsteiner, der bei der Eröffnung die deutsche Fahne trug, gewann ebenfalls den Super G. Für den 34-Jährigen war es drei Tage nach seinem Geburtstag der insgesamt fünfte Paralympics-Erfolg. Zum Auftakt der alpinen Wettbewerbe war er in der Abfahrt nur Zwölfter geworden. «Es war ein Superlauf, ich hatte nur kleine Fehler», sagte Braxenthaler.

Auf Medaillenkurs mit dem Halbfinaleinzug sind auch die deutschen Schlitten-Eishockeyspieler, die sich im letzten Vorrundenspiel von Japan torlos trennten. Als Gruppensieger trifft das Team von Trainer Michael Gursynski am Donnerstag (20.30 Uhr) auf den Salt-Lake-Zweiten Norwegen oder auf Kanada. (Von Frank Kastner, dpa)

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