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Die deutschen Rollstuhl-Basketballerinnen jubeln über den Gewinn der Europameisterschaft.

© dpa

Paralympics: Rollstuhlbasketballerinnen holen EM-Titel

Die Frauen zum neunten Mal Europameister, die Herren holen Bronze, beide Teams für die Paralympics 2016 in Rio qualifiziert: Die Rollstuhlbasketball-EM im englischen Worcester hätte für die deutschen Teams kaum besser laufen können.

Holger Glinicki ballte die Faust, Heike Friedrich schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, Johanna Welin hatte ihren kleinen Sohn auf dem Schoß - und Annabel Breuer, einer der jüngsten im Team, liefen die Freudentränen die Wangen herunter. Denn nachdem die deutschen Damen seit 1999 immer den EM-Titel gewonnen hatten, verloren sie ihn 2013 ausgerechnet bei der Heim-EM in Frankfurt an die Niederlande. Und diesen haben sie am Sonntag beim 72:62 umso überraschender gegen die „Oranje“ zurückgeholt, obwohl es in der Vorrunde noch eine 37:58-Klatsche gegeben hatte.

„Von den sechs Duellen mit Holland dieses Jahr haben wir fünf verloren. Sie waren der klare Favorit, wir hatten mit verletzten und angeschlagenen Spielerinnen zu kämpfen. Es war nicht geplant, dass wir hier Europameister werden“, sagte ein glücklicher Bundestrainer Holger Glinicki.

Schon nach dem ersten Viertel hatte er zufrieden gelächelt. Sein Team erwischte mit 22:10 einen super Start, von dem sich die Holländerinnen nie erholen konnten: „Ich habe mich gefreut, weil wir eine andere Taktik gewählt haben und das genau so geklappt hat, wie ich es mir ausgerechnet habe. Wir haben die Verteidigung geändert und sie haben bis Spielende keine große Lösung gefunden.“

Gesche Schünemann erzielte 27 Punkte

Auch wenn die Niederländerinnen mit Inge Huitzing die treffsicherste Spielerin des Finales in ihren Reihen hatten, bei den Deutschen zeigten alle eine starke Leistung, allen voran Gesche Schünemann mit 27 Punkten und 16 Rebounds sowie Marina Mohnen mit 21 Punkten.

Selbst als die Niederländerinnen kurzzeitig auf bis zu vier Zähler herangekommen waren, blieb Glinickis Team cool: „Wir haben weiter dagegengehalten, vorne Druck gemacht und dann auch gepunktet. Schlussendlich haben sie das souverän runtergespielt.“

Den Europameistertitel will der Nationaltrainer im Hinblick auf die Paralympics in Rio im nächsten Jahr aber nicht überbewerten. International sieht der Bundestrainer noch andere starke Gegner: „Holland ist weiter die stärkste Nation für mich. Und auch Kanada, Großbritannien, die USA und Australien bewegen sich mit uns oben auf einem Level. Immerhin waren wir in den vergangenen neun Jahren in neun Endspielen.“

Ob es wie in London wieder eine Wette mit der Mannschaft gab? Bei den Paralympics 2012 hatte Glinicki nämlich versprochen, in der Themse zu baden, falls seine Mannschaft den Titel holen würde - und hat es dann auch wirklich getan. „Nein, nein“, sagt Glinicki lachend und denkt schon an die Paralympics in Rio, „dieses Mal machen wir das nicht. Aber an der Copacabana im nächsten Jahr können wir das gerne wiederholen.“

Nico Feißt

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