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Lebensretterbrüder. Vachmat Hassiem (links) skypt während der Paralympics in London täglich mit Taariq.

© privat

Paralympics-Schwimmer überlebte Hai-Attacke: Großer Bruder rettet kleinen Bruder

Bei den Paralympics in London gibt es allerlei Schicksale zu hören, aber die Geschichte, die ein Schwimmer aus dem Team Südafrika erzählt, ist eine ganz besondere. Achmat Hassiem rettete bei einer Hai-Attacke seinen Bruder und verlor sein rechtes Bein.

„Als mich der Hai unter Wasser zog, da war mir klar, jetzt muss ich um mein Leben kämpfen“, sagt der beinamputierte Achmat Hassiem, und dabei strahlen seine großen braunen Augen. Der 13. August 2006 ist der zweite Geburtstag des 30-Jährigen. „Mein jüngerer Bruder Taariq und ich haben gerade an einem Rettungsschwimmerkurs teilgenommen, als Taariq um Hilfe schrie“, erzählt Achmat im grüngelben Südafrikadress. „Da war ein knapp fünf Meter langer Weißer Hai.“ Achmat „tat das, was ein großer Bruder macht“, er schlug um sich und spritzte Fontänen auf, um die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich zu lenken. „Da kam er an, und ich dachte, versuche, auf den Rücken des Tieres zu kommen. Ich habe seine Flosse gefasst, aber er nahm mein rechtes Bein ins Maul und zog mich gefühlte 50 Meter unter Wasser.“ Da schlug und trat der heutige Paralympics-Schwimmer gegen das Tier und kam schließlich frei.

Schmerzen fühlte er keine, aber er hatte unter Wasser ein lautes Geräusch gehört, sein rechter Oberschenkel war durchgebrochen. Wieder oben, schrie Achmat nach Hilfe, sein Bruder eilte nun schon in einem Gummischnellboot herbei. „Im Boot hielt mir mein Bruder die Augen zu und drückte mit seinen Händen meinen Oberschenkel ab“, sagt Achmat Hassiem. Mit dem Helikopter ging es ins Krankenhaus, nur eine Woche lag der ältere Bruder in der Klinik, und der Jüngere sagte ihm: „Gib jetzt nicht auf. Eines Tages holst du für dein Land eine Medaille bei den Paralympics.“

Achmat fing an, mit der südafrikanischen Schwimmerin und ebenfalls beinamputierten Natalie du Toit zu trainieren, „wir kannten uns schon aus der Schule". Im April 2007, so drückt es Hassiem aus, „habe ich mich dann in die Schmetterlingstechnik verliebt“. 2008 nahm er dann für Südafrika erstmals an den Paralympics teil.

In London skypt Achmat nun täglich mit seinem Bruder, „ich komme ja aus einer einfachen Familie, und meine Mutter hat vor Glück geweint“. Er ist in Südafrika wieder kilometerweit im Meer geschwommen, um zu zeigen: Ich bin noch da. Wenn er wieder zurück ist in seiner Heimat, hat der Medaillengewinner wieder anderes zu tun. Er engagiert sich mit weiteren Haiopfern bei der Pew Environment Group zum Schutz von Haien. Seine ganz eigene Art der Verarbeitung.

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