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Tillmann Bauer, 19 Jahre, beschreibt in seinem Paralympics Tagebuch, wie er die herbe Niederlage der Deutschen Goalballer gegen Brasilien erlebt hat.

© Thilo Rückeis

Paralympics Tagebuch: Brasilianische Überlegenheit

Revanche? Unser Reporter Tillmann Bauer war beim Goalball-Klassiker Deutschland gegen Brasilien dabei und beschreibt, wie das deutsche Team keine Chance gegen die Gastgeber hatte.

Nun war der Tag gekommen. Der Klassiker stand an: Deutschland gegen Brasilien - im Goalball. Auf dieses Spiel haben mein Journalistenkollege Leonardo und ich schon Wochen gewartet. Da wurden Sprüche rausgehauen, Witze gemacht, Wetten abgeschlossen. 7:1 für Deutschland - in Anspielung an das Fußball-WM-Halbfinale 2014 - sagte ich, Leonardo war damit nicht ganz einverstanden.
Doch mein Wunschergebnis sollte nur ein Traum bleiben. Schnell lagen die Brasilianer - der Top-Favorit auf die Goldmedaille - in Führung: 0:1 aus deutscher Sicht. Es dauerte nicht lange, dann nahm das Unheil seinen Lauf. 0:2, 0:3, 0:4 - dann war zum Glück Halbzeit. „Das habe ich mir schwerer vorgestellt“, zog Goalball-Experte Leonardo bereits in der Pause das Fazit, „ich denke, dass das Spiel schon vor Ablauf der Zeit gewonnen ist.“ Liegt im Goalball ein Team mit zehn Toren in Front, wird das Spiel automatisch beendet.
Zweite Halbzeit. Gleiches Spiel. Es folgt das 0:5, darauf der erste Treffer für die deutschen Jungs - 1:5. „Ich will das 7:1“, sagt Leonardo. Er sitzt vergnügt auf der Pressetribüne und kommt aus dem Lachen nicht mehr raus. 16. Minute: 1:6. „Nur noch eins“, lacht er. Inzwischen wackelt er ungeduldig auf dem Stuhl herum, faltet die Hände, wartet gespannt auf jeden Wurf der Brasilianer.
Doch dann machte Oliver Hörauf allen Brasilianern einen Strich durch die Rechnung: 2:6, fünf Minuten vor Schluss. Leonardo war enttäuscht. Aber nur, weil er bereits sein Handy gezückt hatte. Den Blick auf die Anzeigetafel gerichtet. Unbedingt wollte er ein mögliches 7:1-Ergebnis abfotografieren. Doch dazu kam es wie gesagt nicht — zum Glück.
Am Ende waren die Deutschen dennoch chancenlos. Leider. 4:10 war das Resultat in der Future-Arena. Letztendlich ein versöhnliches Ergebnis. Dafür, dass der Spielverlauf sehr einseitig war - man könnte fast von einem Klassenunterschied sprechen. Die Jungs von Nationaltrainer Johannes Günther hatten überhaupt keine Chance. Wie auch immer, fürs Viertelfinale qualifiziert war das deutsche Team schon vor der Partie, nur die Sprüche von Leonardo muss ich mir jetzt wohl gefallen lassen.

Tillmann Bauer

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