zum Hauptinhalt

Paralympics-Zeitung London: Sportsgeist an der Themse

Der Tagesspiegel stellt sein Schülerprojekt "Paralympics Zeitung" in der Olympia-Stadt London vor. Von dort werden im Sommer 2012 wieder Schülerredakteure über die Spiele berichten.

Bei Löttie geht Liebe durch die Schnauze. Der Blindenhund des Cheforganisators der Paralympischen Spiele in London 2012, Chris Holmes, schnappt sich die Broschüre über das Tagesspiegel-Schülerzeitungsprojekt „Paralympics  Zeitung“ – das Tier ist es gewohnt, dem blinden Holmes zu apportieren. Für den übersetzt dann eine Computersoftware die Schrift der Broschüre in Sprache. Holmes war Podiumsgast bei der Präsentation der internationalen Ausgabe der Zeitung, der „Paralympic Post“, am Montag voriger Woche im House of Commons in London.

Die Organisatoren des internationalen Schülerzeitungsprojekts stehen in den Startlöchern. Bei den Olympischen Spielen der Leistungssportler mit Körperbehinderungen vom 29. August bis 9. September ist die Paralympic Post mit einem Team von Schülerredakteuren aus Deutschland und Großbritannien zum fünften Mal dabei – auch dank des Förderers, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

„Wir sind sehr glücklich über unseren Partner und finden es toll, mit den Schülern zusammenzuarbeiten“, sagte Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt vor den Gästen aus Politik und Sport im britischen Unterhaus gleich neben dem Londoner Wahrzeichen Big Ben. Im Unterhaus wurde kürzlich noch Rupert Murdoch verhört – nun wurde der Londoner Werbefilm für die Olympischen und Paralympischen Spiele gezeigt. Nicht fehlen durfte die Grafik mit den Stationen des Tagesspiegel-Projekts seit 2004: Athen, Turin, Peking, Vancouver.

Joanna Bartlett etwa war bei den Sommerparalympics in China 2008 als 16-jährige Schülerreporterin dabei. Nun agierte die zweisprachig aufgewachsene 19-jährige Medizinstudentin als eine der Moderatorinnen des Abends. „Die Blindenfußballer zu treffen oder Bundespräsident Horst Köhler zu interviewen, das werde ich nie vergessen“, sagte Bartlett.

Nächsten Sommer nun stehen die Paralympics in London an, mit 4200 Athleten aus mehr als 160 Ländern, 20 Disziplinen, Milliarden Zuschauern in der ganzen Welt – und dem Team der Paralympic Post mittendrin. „Die Schüler berichten in mehreren Sprachen emotional, enthusiastisch und authentisch über die Höchstleistungen, sagte Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der DGUV. „Sie verdeutlichen so, dass man auch nach Tiefpunkten wie Unfällen oder Krankheiten Unvorstellbares erreichen kann.“

Das Zeitungsprojekt ist laut Breuer auch deswegen eine Herzensangelegenheit der Unfallversicherung, weil etliche der 75 Millionen Versicherten in Deutschland von den Reha-Leistungen der berufsgenossenschaftlichen Kliniken profitieren – und teils selbst zu Leistungssportlern werden.

All das werden die Schüler, die sich bei einem Schreibwettbewerb für das Projekt qualifizieren müssen, in Workshops von den Spielen erfahren. Während der Spiele interviewen sie dann Paralympics-Sportler und internationale Politiker und recherchieren und schreiben zwei Wochen lang bis in die Nacht hinein. Ein Produktionsteam im Tagesspiegel-Verlagshaus kümmert sich parallel um Gestaltung und Abnahme der Ausgaben.

„Wir freuen uns, dass London von Ihrem Projekt profitiert“, sagte Parlamentsmitglied Gavin Shuker, Gastgeber der Präsentation der „Paralympic Post“ – auch britische Schüler werden beim Projekt dabei sein. Shuker hatte zum Empfang geladen, um mehr über das Projekt zu erfahren und Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Während der Spiele sollen die Ausgaben der mehrsprachigen Paralympics Zeitung, die mit dem Sprachenpreis der Europäischen Union, dem Paralympic Media Award und dem World Young Readers Prize des Weltzeitungsverlegerverbands WAN/IFRA ausgezeichnet wurden, wieder dem Tagesspiegel, der Zeit und dem Handelsblatt beiliegen. Und möglicherweise auch dem in Großbritannien zur Zeitung des Jahres gewählten „London Evening Standard“ – so dass die Auflage bei fünf Millionen Exemplaren läge.

Überall in London sind die Spiele schon präsent: Auf dem Trafalgar Square, wo während der Paralympics eine Public-Viewing-Leinwand stehen wird, werden die Stunden bis zu den Eröffnungsfeiern von Olympischen und Paralympischen Spielen auf Anzeigentafeln heruntergezählt. Auf Plakaten schlingt sich ein pinkfarbenes Band der Sympathie symbolhaft um Londoner Gebäude – nach dem Motto „Lass Dich umfassen vom Festival des Sports“.

Auch die Maskottchen der Spiele 2012, die Puppen Wenlock und Mandeville, gibt es in London bereits zu kaufen. Laut Paralympics-Direktor Chris Holmes, der früher selbst bei den Paralympics schwamm, ist schon die Hälfte der zwei Millionen Paralympics-Tickets verkauft. Und sogar das britische Königshaus unterstützt die Spiele: Tagesspiegel-Schülerreporter stellten das Projekt schon Prinz Harry in der Britischen Botschaft in Berlin vor.

Zur Startseite