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Signale vom Körper. Britta Steffen ist seit Monaten krank. Foto: dpa

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Sport: Pause mit Gemüse

Bei den deutschen Meisterschaften kann Britta Steffen nicht starten – mit Folgen für die EM?

Berlin - Mama und Papa helfen mit, es kann also nichts passieren. Gemüse richtig anzupflanzen und zu ernten, ist ja nicht so einfach. Aber Britta Steffen ist nicht allein, wenn sie auf dem eigenen Grundstück in Berlin-Köpenick Gartenarbeit macht. Und derzeit würde sie sich ganz gerne intensiv um ihr Gemüse kümmern. „Vielleicht wäre es ganz sinnvoll“, sagt die Doppel-Olympiasiegerin im Schwimmen sinnierend, „mal lange Urlaub zu machen.“ Dann könnte sich ihr malader Körper regenerieren. Eine Nasennebenhöhlenentzündung macht ihr seit langem zu schaffen. Bei Schwimmern ist diese Erkrankung Gewohnheit, bei Steffen nicht. „Seit Jahren hatte ich so eine Krankheit nicht mehr“, sagt die 26-Jährige. Auf jeden Fall konnte sie in den vergangenen Monaten nie länger „als zehn Tage am Stück trainieren. Vermutlich signalisiert mein Köper, dass er mal eine Pause braucht.“

Die Pause bekommt er in dieser Woche. Britta Steffen wird bei den deutschen Meisterschaften nicht an den Start gehen. Die Titelkämpfe beginnen heute in Berlin, Steffen wird am Beckenrand zuschauen, wie ihr Freund Paul Biedermann seine Titel über 100, 200 und 400 Meter verteidigen wird. Dass Steffen in Berlin nicht startet, ist für Bundestrainer Dirk Lange kein großes Problem. Das Problem heißt Budapest. Dort findet im August die Europameisterschaft statt. „Es wäre ein enormer Verlust, wenn Britta nicht dabei wäre“, sagt Lange. Auf den Einzelstrecken, aber vor allem auch wegen der Staffeln. „Wenn sie nicht mitfährt“, sagt Lange, „kann es sein, dass wir drei, vier Leute weniger nominieren, weil wir dann die Staffeln nicht richtig füllen können.“ Ob mit oder ohne Britta Steffen – der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat hohe Ziele für die EM. „Wir wollen die erfolgreichste Nation werden. Es gibt keinen Grund für eine Plankorrektur“, sagt Sportdirektor Lutz Buschkow.

Aber fährt Britta Steffen denn mit? Sie selbst sagt vorsichtig: „Ich möchte nicht falsch verstanden werden, aber es ist nur eine Europameisterschaft. Für mich sind die WM und die Olympischen Spiele in London wichtiger.“ Aber klar absagen möchte sie auch nicht. Die klassische Qualifikation zur EM bleibt ihr auf jeden Fall erspart. Eigentlich müsste sie sich in Berlin qualifizieren, aber es gibt die nette Möglichkeit, dass der DSV jemanden nominieren darf, „wenn dies im Verbandsinteresse ist“. Und dieser Punkt ist definitiv erfüllt. Vor allem weil Lange die EM nicht bloß als Nebenprodukt betrachtet: „Die EM ist sogar wichtiger als die WM 2009. Die hat in einem nacholympischen Jahr stattgefunden, aber jetzt sind wir mitten im olympischen Zyklus.“ Er muss in Budapest sowieso schon auf Vize-Weltmeister Helge Meeuw verzichten. Der Rückenspezialist konzentriert sich in diesem Jahr auf sein Medizinstudium. Kurzbahn-Star Thomas Rupprath ist zurückgetreten, Brust-Spezialistin Sarah Poewe im Formtief, die Routiniers bereiten dem Bundestrainer derzeit einige Sorgen.

Die Jungen müssen jetzt ran. „Für die ist das eine Chance“, sagt Lange. „Ich erwarte einen Generationenwechsel.“ Na ja, nicht wirklich. Nur für dieses Jahr. Im nächsten Jahr kommen ja wieder die erfahrenen Sportler, da wird es dann wieder eng für den Nachwuchs. „Aber jetzt“, sagt Lange, „jetzt haben die eine sehr gute Möglichkeit, vorne mitzumischen.“

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