zum Hauptinhalt
Auf dem Boden. Aber wenig zu lachen - Sinan Kurt von Hertha BSC.

© dpa

Strafbefehl nach pornographischen Fotos: Einstige Hertha-Hoffnung Sinan Kurt in der Krise

Herthas Sinan Kurt soll einer Minderjährigen Bilder seines erigierten Gliedes geschickt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Fußball-Profi.

Neulich ist auf dem Schenckendorffplatz mal wieder der Name Sinan Kurt gefallen. Pal Dardai sprach nach dem 1:1-Unentschieden bei Borussia Dortmund über die Möglichkeiten, die ihm, dem Trainer von Hertha BSC, bei der Besetzung der Spielmacher-Position überhaupt noch bleiben. Und so zählte der Ungar nach den Ausfällen von Vladimir Darida (Verletzung) und Valentin Stocker (Rot-Sperre) die Kandidaten auf. „Salomon Kalou kann das, Allan sicherlich auch“, sagte Dardai, „und dann haben wir ja noch Sinan Kurt.“ Den 20 Jahre alten ehemaligen Junioren-Nationalspieler also, von dem sie sich bei Hertha BSC so viel erhofft hatten, damals, kurz nach seiner Verpflichtung im Januar 2016 vom großen FC Bayern München.

Vor dem Spitzenspiel gegen den 1. FC Köln am Samstag ist Kurts Name dann auch tatsächlich vermehrt aufgetaucht auf den Sportseiten der Berliner Medien, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Wie die „BZ“ berichtete und der Verein sowie die Staatsanwaltschaft auf Tagesspiegel- Nachfrage bestätigten, liegt ein Strafbefehl in Höhe von 20.000 Euro gegen den Mittelfeldspieler vor. Kurt soll, so der Vorwurf, Bilder seines erigierten Gliedes an eine Minderjährige verschickt haben, die Eltern des Mädchens erstatteten daraufhin Anzeige bei der Polizei.

„Der Fall ist uns bekannt“, sagte ein Sprecher des Vereins dem Tagesspiegel. „Wir haben ihn intern besprochen und bitten mit dem Verweis auf das laufende Verfahren um Verständnis dafür, dass wir uns dazu im Moment nicht äußern wollen.“ Auf Kurts Berücksichtigung für den Kader am Samstag hat der Zwischenfall zumindest für den Moment keine Auswirkungen. Er soll dem Vernehmen nach erneut dem 18er-Aufgebot angehören, das Coach Dardai nominieren darf.

Die Geschichte kommt zu einer ziemlichen Unzeit für den Berliner Bundesligisten

Ähnlich wie die Äußerungen seines Arbeitgebers klingt auch die offizielle Stellungnahme, die Kurts Berater Michael Decker in Umlauf gebracht hat. „Der Strafbefehl wurde erlassen, ohne dass Sinan Kurt sich zu dem Vorwurf geäußert hat. Er bestreitet den Vorwurf und wird unverzüglich Rechtsmittel einlegen", wird Decker darin zitiert. Hertha verweist zudem darauf, dass bis zu einem etwaigen Urteilsspruch noch immer die Unschuldsvermutung in Deutschland gelte.

Trotzdem kommt die Geschichte zu einer ziemlichen Unzeit für den Berliner Bundesligisten. Zum einen sind keine vergleichbaren Zwischenfälle aus der Ära Pal Dardai übermittelt, bislang hat der strenge Ungar seinen Laden sauber gehalten von Skandalen und Skandälchen, wie sie über die Jahre immer wieder mal vorgekommen sind. Zum anderen dringt von außen selbstverständlich Unruhe in die Mannschaft, die Vorbereitungsphase dürfte massiv gestört sein, und sportliche Fragen rücken vor dem Spitzenspiel gegen Köln ohnehin in den Hintergrund

In der Bewertung der Causa Kurt ist die Vorgeschichte des hochbegabten Fußballers nicht gerade förderlich. Kurt galt in der Jugend zwar immer als eines der Top-Talente bundesweit, allerdings haftete ihm auch alsbald die Attitüde des überheblichen Wohlstandsjünglings an. Als gerade 18-Jähriger teilte er der Welt über die üblichen sozialen Medienkanäle mit, dass er seinen Friseur des Vertrauens stets aus Düsseldorf einfliegen lasse. Zudem soll er seit Jahren eine Vorliebe für Luxus-Uhren haben. Wohlstand zu besitzen und ihn zu zeigen, gehört für Kurt dazu wie die Stollen zu seinen Fußballschuhen. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte er in seiner Zeit bei Bayern auch nicht durch sportliche Erfolge, sondern mit der Anmietung eines Hubschraubers für die 74 Kilometer zwischen Cannes und St. Tropez.

Nach seinem Abschied aus München sollte Kurts Karriere in Berlin wieder Fahrt aufnehmen. Ob es dazu kommt, hängt nun vor allem vom Ausgang der Foto-Affäre ab. Zumal schon vorher klar war: Viel wird sich dieser junge Mann nicht mehr leisten können, sofern er noch ein richtiger Fußball-Profi werden will.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false