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Nachhaltige Wirkung.

© dpa

Pep Guardiola: Psychologe des Unbedingten

Der Ex-Bayern-Trainer hat die Spieler seiner Taktik-Obsession geopfert – vor allem einen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Zehn Tage wollte er noch in München bleiben, Pep Guardiola. Jetzt ist die Zeit des Fußball-Gurus vorbei. Doch Guardiola wirkt nach. Nicht nur selig, wie man bei einem annehmen möchte, der als Messias empfangen worden war.
Im Nachhinein und mit etwas mehr Distanz wird immer deutlicher, was er ist: ein brillanter Taktik-Nerd – der nur leider die Spieler als bloße Funktion betrachtet. Der sie einem Schema, einem System unterordnet. Das klingt nur so kühl, wie er denkt. Und geradezu kalt war sein Umgang mit Verletzten, die er immer wieder schneller als schnell auf dem Platz sehen wollte. Eine wirkliche Stammformation hat sich im Laufe seiner Jahre nicht herausgebildet; kein Trainer hat die Elf so oft geändert wie er. Das war nicht nur der Belastung durch viele Wettbewerbe geschuldet, sondern gehört erkennbar zu seinem Handlungsschema. Was aber nutzt einer Mannschaft die Etablierung des 4-1-4-1, wenn sich darin der Einzelne nicht wiederfindet? Wenn sich darüber etliche nicht weiterentwickeln oder sogar in ihrer Entwicklung nachhaltig gehemmt werden?

Teambuilding ist nicht seine Stärke

Mindestens hier, in diesem Punkt, ist Fußball auch Psychologie. Dieser Trainer vertritt, wenn, dann die Psychologie des Unbedingten. Er ist keine Maschine, wie Thomas Müller nach dem Pokalsieg des FC Bayern fein akzentuiert gesagt hat, aber wohl ein komplexer Mensch. Das erschwert den Umgang. Mit wem hat er geredet, wirklich geredet? Mit denen, die ihn verstanden. Das waren im Team wenige. Die Lehre vom „Teambuilding“, wie es heute heißt, ist nicht neu. Dazu gehört auch, Mannschaftsteile nicht bloß als ineinandergreifende mechanische Instrumente einer Spielidee anzusehen.

Eine Sünde, wie er Mario Götze behandelt hat

Ein Beispiel? Das stärkste, traurigste: Mario Götze. Hochbegabt, aber noch jung (am heutigen Freitag wird er 24), ist er einer, der angeleitet werden will – ja, will – und wohl auch muss, dann aber wirklich Weltklasse werden kann. Guardiola wollte ihn nie, er wollte den Brasilianer Neymar, und hat Götze gleichsam dafür bestraft, dass er nicht Neymar ist. Das Verhalten von Guardiola Götze gegenüber ist eine Sünde, und keine lässliche. Zumal sie ins Bild passt, geradezu System hat: Wie viele Spieler hat er in den höchsten Tönen gelobt, um sie dann fallen zu lassen! Bastian Schweinsteiger ist auch gegangen. Er habe dem Verein sein Leben gegeben, sagt Guardiola. Der FC Bayern ihm aber um ein Haar seine Seele.

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