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© dpa

Personalkarussell: Fahrer wechsle dich

Die Personalrochaden in der Formel 1 gehen weiter: Weltmeister Button ist nun bei McLaren im Gespräch.

Berlin - Logik war noch nie wirklich die Stärke der Formel 1. Die Geschehnisse auf dem Fahrermarkt, speziell die um Nick Heidfeld und Jenson Button, sind derzeit der beste Beweis dafür. Seit Monaten haben Nick Heidfeld und McLaren-Mercedes miteinander verhandelt – der Mönchengladbacher war der Favorit von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh für den Platz neben Lewis Hamilton. Es sah so aus, als würde sich Heidfeld auf einen stark leistungsorientierten Vertrag einlassen, mit relativ geringem Grundgehalt, aber entsprechenden Erfolgsprämien. Noch am Wochenende schien der Deal zwischen McLaren und Heidfeld klar zu sein, doch jetzt verdichten sich die Gerüchte, dass anstelle des Deutschen Weltmeister Jenson Button kommen wird – und dass der Vertrag schon am Freitag dieser Woche bekannt gegeben werden soll. Das Verwirrspiel um Button und Heidfeld wurde durch die am Montag bekannt gewordene Übernahme des Brawn-GP-Teams durch Mercedes möglich. Für Mercedes-Konzernchef Dieter Zetsche war dieser Schritt nötig, um „die Marke auf der Weltbühne noch wirksamer in Szene zu setzen“.

Jenson Button jedoch würde das Risiko eingehen, als amtierender Weltmeister bei McLaren ganz schnell zur Nummer zwei abzurutschen – hinter dem fahrerisch stärkeren und im Team integrierten Lewis Hamilton. Und McLaren müsste für Button vermutlich sehr viel mehr Geld auf den Tisch legen als für Heidfeld. Der Strippenzieher dieser neuesten Entwicklung dürfte nicht Whitmarsh selbst, sondern der im Hintergrund aktive Ron Dennis sein. Um die Startnummer eins wieder zu McLaren zu holen, würde der Rennstall sogar die immensen Gehaltsforderungen von Button – etwa neun Millionen Euro verlangt er – erfüllen. Bei Ross Brawn wäre Button damit wohl nicht durchgekommen. Möglich ist aber auch, dass Button und sein Management einfach nur pokern.

Doch was wird aus Heidfeld, wenn der spektakuläre Deal wirklich zustande käme? Für ihn bliebe dann sehr wahrscheinlich der sportlich ebenfalls sehr attraktive Platz neben Nico Rosberg bei dem neuen Mercedes-GP-Team. Rosberg steht als Fahrer dort bereits so gut wie fest. Zwar betonten Mercedes-Sportchef Norbert Haug und auch Konzernchef Zetsche am Montag noch, man brauche kein rein deutsches Team, aber da ging man ja auch noch fest davon aus, dass Button bleiben würde. Heidfeld hätte auch noch die Option, zu Sauber oder Renault zu gehen, würde aber den Wechsel zu Mercedes sicherlich bevorzugen. Sauber wartet nach dem Rückzug von Toyota ja ohnehin immer noch auf die endgültige Startplatzzusage durch den Automobil-Weltverband Fia. Und bei Renault ist immer noch unklar, ob und wann das Team vielleicht verkauft wird – oder ob gar ein Ausstieg droht.

Diese Ungewissheit hatte Timo Glock veranlasst anstatt bei Renault beim Neueinsteiger Manor zu unterschreiben, der sehr wahrscheinlich bald nicht mehr Manor, sondern Virgin heißen wird. Dass Virgin-Boss Richard Branson sich 2010 dort und nicht mehr bei Brawn beziehungsweise jetzt Mercedes engagieren wird, ist in der Formel 1 ein offenes Geheimnis. Fragezeichen stehen allerdings noch hinter der technischen Kompetenz: Auch wenn Glock den Technikchef Nick Wirth lobt, ist der Ruf des Simtek-Chefs aus den Neunzigern so weltbewegend nicht. In der Szene wird eher belächelt, wie bei Manor ein Auto konstruiert werden soll: Ohne Tests im Windkanal soll das Formel-1-Auto gebaut werden – Manor vertraut der Computersimulationstechnologie, was unter Experten umstritten ist. Gut möglich also, dass sich Timo Glock unter diesen Umständen bald noch ärgern wird, bei dem Neueinsteiger unterschrieben zu haben.

Karin Sturm

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