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In der Endzone. Peyton Manning (Nummer 18) bejubelt den Lauf von C. J. Anderson zum Endstand. Es war Denvers einziger Offensiv-Touchdown. Foto: dpa/Mabanglo

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Peyton Manning gewinnt den Super Bowl: Auf den Schultern seiner Abwehr

Denvers überragende Defensive beschert Quarterback Peyton Manning den Super-Bowl-Sieg. Nun fragen sich alle: War es sein letztes Spiel?

Als die letzten Sekunden von der Uhr liefen, richteten sich alle Blicke auf einen Mann. Die der Kameramänner und Fotografen, der Reporter und Fans, der Teamkollegen und Familienmitglieder. Irgendwann hatte sich eine riesige Menschentraube gebildet, sogar die Gegenspieler gratulierten aufrichtig, trotz der enormen Fallhöhe dieser Niederlage. Nun gehört es seit jeher zu den Eigenheiten im American Football, dass dem Quarterback besonderes Interesse beigemessen und ein Spiel zweier Mannschaften immer auch als Duell ihrer Spielmacher verstanden wird, obwohl sie sich auf dem Feld faktisch nie begegnen. Die 50. Auflage des Super Bowls aber hat das noch einmal eindrucksvoll bestätigt, und selten war der Hype so angemessen.

68 500 Zuschauer in der Arena von Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien und weltweit hunderte Millionen an den TV-Geräten sind in der Nacht zu Montag Zeugen eines historischen Abgangs geworden. Es war wohl das letzte Spiel von Peyton Manning, jenem Ausnahme-Quarterback, der so viele bedeutende Rekorde in der National Football League (NFL) hält. Manning trat auf der für ihn größtmöglichen Bühne ab, im Jubiläums-Super-Bowl, dank eines 24:10 (13:7)-Sieges seiner Denver Broncos gegen die Carolina Panthers, das überragende Team der regulären Saison. Der 39-Jährige hat sich noch nicht konkret zu seiner Zukunft geäußert, aber er wird wohl erst der zweite Quarterback in der Geschichte, der seine Karriere mit einem Erfolg im NFL-Endspiel beendet. Der andere saß ein paar Reihen weiter oben im Stadtion und jubelte mit: John Elway, Quarterback der Broncos in den Meisterjahren 1998 und 1999 und heutiger General Manager des Klubs. Also der Mann, der Manning einst erst nach Denver geholt hatte, im zarten Sportleralter von 35 Jahren. Für beide hat sich mit dem jüngsten Titel ein Kreis geschlossen.

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass Mannings sportlicher Beitrag an diesem Abend und das Interesse an seiner Person in keinem vernünftigen Verhältnis standen. Im Gegensatz zu vielen anderen Begegnungen seiner großen Karriere hatte nämlich nicht er sein Team zum Sieg getragen, sondern umgekehrt: sein Team ihn. Manning warf keinen einzigen Touchdown-Pass, er ging selten hohes Risiko ein, spielte solide, aber nicht im Ansatz spektakulär. Das übernahmen andere, genauer gesagt: Denvers Verteidigung, allen voran der überragende Von Miller. Der Linebacker riss den gegnerischen Quarterback drei Mal zu Boden, Fachbegriff: Sack. Er verbuchte sechs Tackles, erzwang zwei Ballverluste (Fumble) und wurde folgerichtig zum wertvollsten Spieler (MVP) der Partie gewählt. „Unsere Defense war unglaublich, mir fehlen die Worte“, sagte Trainer Gary Kubiak. „Alle haben die ganze Woche nur über sie geredet“, schnaubte Denvers Verteidiger Brandon Marshall ins Mikrofon und meinte die hochfavorisierten Panthers, die als das komplettere Team galten. „Niemand hat über uns gesprochen, jetzt haben wir es allen gezeigt.“

Statistisch bester Offensive der Liga

Carolinas hochgelobter und statistisch bester Offensive der Liga um Quarterback Cam Newton gewährte Denver gerade einmal zehn Punkte, ein herausragender Wert. Seit 1976 hat es erst vier Mannschaften im Super Bowl gegeben, die noch weniger zuließen, zuletzt war das den Seattle Seahawks 2014 gelungen, im Endspiel gegen, genau: die Denver Broncos (43:8). Nach dieser vernichtenden Niederlage hatte General Manager John Elway seine komplette Philosophie über den Haufen geworfen, mit Gary Kubiak einen neuen Coach angeheuert und einen taktischen Paradigmenwechsel verordnet: weg vom Show-Spektakel und vielen Punkten, hin zu knallhartem, defensiv geprägten Ergebnis-Football. Weil Peyton Manning mit seiner spektakulären und bisweilen wilden Spielweise so gar nicht zu diesem Konzept passen wollte, stellten Elways Kritiker zuerst seine und später auch Mannings Zurechnungsfähigkeit in Frage. „Ich will davon nichts mehr hören“, sagte Elway darauf angesprochen, „wir wollen jetzt nur noch feiern.“

Eine Frage blieb am Ende einer langen Nacht aber noch offen, zumindest für den Moment. Ob es denn nun tatsächlich sein letzter Ritt gewesen sei, wurde Peyton Manning gefragt. „Mein alter Coach Tony Dungy hat mir den Rat gegeben, keine emotionale Entscheidung zu treffen“, sagte Manning, deshalb wolle er noch ein paar Tage darüber schlafen. „Heute Nacht werde ich erstmal unheimlich viel Bier trinken“, ergänzte er noch, „und Von Miller bezahlt.“ Dafür ist die Defense dann wieder gut genug.

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