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Sport: Pfälzer Sauhaufen

Beim 1. FC Kaiserslautern ist die Lage noch schlechter als erwartet

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Eine Krisensitzung folgt der anderen. René C. Jäggi verbringt mehr Zeit in Konferenzräumen von Banken und in der Mainzer Staatskanzlei als in seinem Büro am Betzenberg. Die Lage des 1. FC Kaiserslautern ist offenbar dramatischer, als es bisher vermutet wurde. Der Klub aus der Pfalz, so viel sickerte schon vor der groß angekündigten Enthüllungspressekonferenz am nächsten Dienstag durch, ist offenbar bis an die Schmerzgrenze verschuldet. Von 15 bis 20 Millionen Euro ist die Rede. Und davon, dass der WM-Standort Kaiserslautern mit seinem 55 Millionen Euro teuren Stadionumbau ernsthaft gefährdet sein könnte.

Rettung kann in diesem Fall wohl nur die Landesregierung aus Mainz mit Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bringen, der dem Vernehmen nach zu weiteren Landesbürgschaften bereit ist, um den WM-Spielort in der Westpfalz zu erhalten. Beck hatte sich angesichts der possenhaften Streitereien eingeschaltet und versucht, die Streithähne in Mainz zur Vernunft zu bringen.

Seit Wochen tourt Jäggi, der designierte Vorstandschef, durch die Lande und versucht bei Banken, über die die Finanzierung des Klubs für das Stadion abläuft, die Vertragslaufzeiten zu verbessern. Längere Laufzeiten sollen die Zahlungen des Klubs verringern, um wenigstens das Tagesgeschäft abwickeln zu können. Von den 50 Millionen Euro übernimmt das Land 30 Millionen, die finanziell ebenfalls angeschlagene Stadt Kaiserslautern trägt bis zu fünf, für den 1. FC Kaiserslautern bleiben rund 15 Millionen. „Dieses Projekt ist so umfangreich, dass es für die meisten Klubs eine zu große Belastung darstellen würde“, sagt Jäggi. Die Tageszeitung „Rheinpfalz“ schloss sogar einen Verkauf des Stürmers Miroslav Klose aus finanziellen Gründen nicht mehr aus.

Die Kirch-Krise und der Verlust von Fernseheinnahmen (rund acht Millionen Euro), der Trainerwechsel von Andreas Brehme zu Eric Gerets und der teure Transfer von Ciriaco Sforza inklusive dessen Anschlussvertrag als Sportdirektor haben die Lage nur noch verschärft. Intern hat Jäggi bereits geklagt, dass „die Zahlen ja noch viel schlimmer sind als die, mit denen man mich hergelockt hat“. Am 15. Oktober wird in Kaiserslautern gewählt. Jäggi hat gefordert, den neuen Aufsichtsrat mit kompetenten Mitgliedern zu besetzen. Mit Grausen wird er den peinlichen Wahlkampf der aktuellen Aufsichtsräte verfolgen, die mit Bier und Bratwürsten bei den Fanklubs auf Stimmenfang gehen. Ein Teil des Aufsichtsrates will von Sforzas Vertrag nicht informiert gewesen sein. Offenbar aber wussten alle Bescheid. „Die richten sich alle selbst“, sagte der frühere Aufsichtsratschef Robert Wieschemann.

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