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Sport: Pflegestunden am Telefon

Die Rückenschmerzen wurden immer quälender. Irgendwann rief Mikael Rosen in Berlin bei Rainer Behnisch an.

Von Karsten Doneck, dpa

Die Rückenschmerzen wurden immer quälender. Irgendwann rief Mikael Rosen in Berlin bei Rainer Behnisch an. "Ihr zahlt für mich, und ich bringe keine Leistung mehr. Das will ich nicht. Macht ohne mich weiter", sagte der Schwede. Rainer Behnisch, Manager beim Deutschen Badminton-Meister Eintracht Südring, kann sich noch daran erinnern, dass Mikael Rosens Stimme damals so seltsam belegt klang - beinahe so, als habe der Schwede mit den Tränen gekämpft.

Heute bei Bayer Uerdingen und morgen zu Hause gegen den gleichen Gegner (16 Uhr, Schöneberger Sporthalle) kämpft Eintracht Südring um den Einzug ins Finale der Deutschen Meisterschaft. Mikael Rosen ist erstmals wieder dabei. Der Schwede aus Trelleborg hat seine Rückenbeschwerden halbwegs auskuriert und noch einen weiteren gesundheitlichen Rückschlag verdaut. Mitte Januar war seine gesamte Familie erkrankt. Ein Virus, möglicherweise ein grippaler Infekt. Mikael Rosen hütete vier Wochen das Bett.

Behnisch hatte den Kontakt nie abgebrochen. Der Manager redete dem Spieler gut zu, baute ihn auf, machte ihm wieder Mut. "Mit ihm steigen unsere Chancen, vielleicht gegen Uerdingen eine Überraschung zu schaffen", sagt Behnisch. Aber all seine Überredungskünste hätten wohl nichts genützt, wäre da nicht noch etwas anderes, etwas Bindendes. Badminton gilt ja gemeinhin als Individualsport. In der Bundesliga geht das so: Die Ausländer reisen an, spielen, kassieren ihre Einsatzprämie und verschwinden wieder. Das ist bei Eintracht Südring nicht anders. Trotzdem entwickelte sich über die Jahre hinweg in diesem Team ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Behnisch spricht von "echtem Team-spirit".

Aber nicht jeder fühlt sich in diesem Team geborgen. Die Engländerin Julia Mann ist so ein Fall. Ein Spiel in der Hin- und vier in der Rückrunde machte sie mit. Sonst fehlte sie. Mal wegen Verletzung, mal wegen internationaler Einsätze, mal - und das spricht keiner laut aus -, weil sie keine Lust auf Bundesliga verspürte. Zum Halbfinale gegen Uerdingen versprach sie für das Hinspiel ihr Kommen - und kommt nicht. Begründung: Der englische Verband habe die Abreise zu einem Turnier in Korea von Sonnabend auf Freitag vorgezogen. Wobei Julia Mann die Absage an Eintracht Südring kaum schwer fiel: Englands Verband entlohnt seine Topspielerinnen so gut, dass die Gage in Deutschland allenfalls als kleines Zubrot verbucht wird. Darauf wird Julia Mann in der kommenden Saison verzichten müssen. Bei Eintracht Südring wird die Engländerin keinen neuen Vertrag erhalten.

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