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Der um sich selbst tanzt. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp feierte das 1:1 in Hamburg schon wie die Meisterschaft. Foto: Reuters

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Sport: Pfosten, Latte, Ausgleich

Dortmund trifft in letzter Minute zum 1:1 beim HSV

Wer solche Punkte holt in einem Spiel, in dem sich eigentlich alles gegen einen verschworen hat, der wird am Ende wohl auch Deutscher Meister. Alles, wirklich alles hatte Borussia Dortmund versucht, um die Niederlage beim Hamburger SV nach der HSV-Führung durch Ruud van Nistelrooys Elfmeter in der 39. Minute noch abzuwenden. Doch irgendetwas stand immer im Weg: der Pfosten, die Latte, der Hamburger Torwart Frank Rost oder das Schiedsrichter-Gespann mit einigen fragwürdigen Abseitsentscheidungen. Als sich die 8000 Dortmunder Fans wohl schon mit dem 1:0 für den HSV abgefunden hatten, obwohl der nach der Gelb-Rot gegen Änis Ben-Hatira nur noch zu zehnt spielte, stand der eingewechselte Jakub Blaszczykowski plötzlich völlig frei im Strafraum und drosch den Ball zum 1:1-Endstand ins Tor. In der zweiten Minute der Nachspielzeit entlud sich die Dortmunder Anspannung in grenzenlosem Jubel – die gesamte Bankbesatzung rannte aufs Feld in Richtung der Fans, allen voran Trainer Jürgen Klopp.

Auf fünf Punkte könnte Bayer Leverkusen heute bei einem Sieg gegen St. Pauli auf den Tabellenführer herankommen – doch von solchen Eventualitäten wollte Klopp nichts wissen. Er sagte: „Ich halte es für extrem gerecht, hier nicht mit leeren Händen wegzufahren.“ Für die Moral muss das späte Remis nach einem begeisternden Spiel enorm wichtig gewesen sein. Manchmal kann auch ein Punkt ein Meilenstein auf dem Weg zu großen Titeln sein. In seiner Spielbewertung war Klopp nah an dieser Erkenntnis, als er sagte: „Alles, was heute passiert ist, macht uns aus: dass wir viele Chancen haben und mal nicht treffen, dass wir nie aufgeben. Wer einen Krümel der Kritik finden will, kann das tun. Ich sage: wir wollen genau diese Art Fußball durchziehen. Dann sind wir auf Dauer erfolgreich. Heute fahren wir zufrieden nach Hause.“

Dass die schlechte Chancenauswertung ihn nicht störte, stimmte zumindest nicht mit Klopps Gestik und Mimik überein. Immer wieder schlug er die Hände vors Gesicht, wenn seine Spieler scheiterten. Gesehen hatte er Möglichkeiten beinahe im Fünfminutentakt. Dortmund hätte den Ausgleich erzielen müssen, als Götze völlig frei vor Rost stand. Der Dortmunder hob den Ball aber über das Tor. Dann strich Barrios’ Kopfball am Tor vorbei, Piszczeks Schuss wurde von Aogo abgelenkt und rollte gegen den Pfosten, Götze dribbelte durch den Strafraum, scheiterte aber an Rost, und Barrios hämmerte den Ball an die Latte.

Die vierte Saisonniederlage bahnte sich an. Doch wenn man Verteidiger Neven Subotic Glauben schenken wollte, dachten die Dortmunder nicht im Geringsten daran. „Es war wie verhext. Aber wir sind kein bisschen nervös geworden. Das zeigt, dass wir als Mannschaft gewachsen sind.“ Subotic bezeichnete den Platzverweis gegen Ben-Hatira als Wendepunkt. Ab dieser 78. Minute habe der BVB noch druckvoller gespielt. Trotz der Überlegenheit war es keine Selbstverständlichkeit gegen einen famos kämpfenden HSV, den einen Treffer noch zu erzielen. In Zidan und Blaszczykowski hatte Klopp noch mal ganz auf Offensive gesetzt. Ohne das Wort Meisterschaft in den Mund zu nehmen, sagte Subotic nach einem großen Spiel, das zwar nur Remis ausgegangen war: „Natürlich wollen wir das Ding holen.“

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