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Sport: Piloten an die Schreibtische

Christian Hönicke fordert Reformen im Automobil-Weltverband Fia

Max Mosley ist ein zukunftsorientierter Mann. In Sorge um die Formel 1 hat der scheidende Präsident des Automobil-Weltverbands Fia diverse Innovationen angestoßen, die von drastischer Kostensenkung bis zur Verwendung eines Energiesparsystems reichen. Leider hat Mosley es dabei bisher versäumt, an der Stelle anzusetzen, die die Formel 1 am meisten bedroht: die Fia.

Der Weltverband präsentiert sich auch 2008 als undurchdringliches Befindlichkeitenlabyrinth, in der Entscheidungen offenbar nur nach Interessenlage gefällt werden. Über allem tobt der Kampf des durch seine Sexaffäre angezählten Mosley gegen seine Intimfeinde – zu denen zuvorderst McLaren-Boss Ron Dennis zählt. Dass unter solchen Voraussetzungen nur schwer unabhängige und nachvollziehbare Entscheidungen fallen können, dürfte einleuchten. Praktisch unmöglich wird es, wenn über brenzlige Situationen bei 300 km/h Schreibtischraser befinden, die nie ein Rennauto von innen gesehen haben.

Wie im Falle Lewis Hamilton. Mit der Strafe gegen den McLaren-Piloten wegen eines angeblich regelwidrigen Überholmanövers in Spa ist es der Fia wieder einmal gelungen, die Motorsportwelt zum Synchronkopfschütteln zu bewegen. Es ist nur das letzte bizarre Urteil in einer langen Serie, und langsam muss sich die Fia die Frage gefallen lassen, ob sie als Regelwächter der Formel 1 noch geeignet ist.

In keiner anderen Sportart gibt es mehr Geld zu verdienen als in der Formel 1 – allein 2,5 Milliarden Euro waren es im vergangenen Jahr. Vielleicht sollte Max Mosley zumindest ein paar Münzen investieren, um weiteren Schaden von der Formel 1 und der Fia abzuwenden. Ein erster Schritt wäre es, ehemalige Piloten als Rennkommissare anzustellen. Es muss ja nicht gleich Michael Schumacher sein. Der ist zwar der erfolgreichste Fahrer aller Zeiten, hätte in Spa aber wahrscheinlich ähnlich entschieden wie die Kommissare. Er ist schließlich Ferrari-Berater.

Christian Hönicke

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