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Überragend. Hannovers Karim Haggui (l.) im Duell mit Wolfsburgs Diego. Foto: dapd

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Sport: Pinto trifft ins Schwarze

Der Hannoveraner lässt den Schmähungen gegen Wolfsburg das Siegtor folgen

Von Christian Otto

Sein Schuss war wuchtig und von einer mächtigen Windböe getragen worden. Der Treffer von Sergio Pinto in der fünften Minute machte Hannover 96 vor nur 37 213 Zuschauern zum verdienten Gewinner des Niedersachsen-Duells in der Fußball-Bundesliga. Der Portugiese, vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg zur großen Reizfigur der Begegnung aufgestiegen, hatte sich nach einem schnell ausgeführten Freistoß ein Herz gefasst und aus rund 25 Metern das Tor des Tages zum 1:0 (1:0)-Erfolg für 96 geschossen.

Vielleicht musste die Geschichte eines Derbys ganz genau so verlaufen. Denn mit Pinto war jener Mann zum Helden des Tages aufgestiegen, der vor der Partie tüchtig Stimmung gemacht hatte. „Wir sind eine Mannschaft. Die nicht“, hatte der streitlustige Portugiese im 96-Trikot vor der Partie gesagt und dann auch noch den Wolfsburger Offiziellen verbal vor das Schienbein getreten. Der VfL habe zwar viel Geld, aber kein richtiges Konzept. Pintos Boshaftigkeiten fanden gestern ihre Bestätigung. Denn während Hannover 96 wie gewohnt kämpfte und schnörkellos kombinierte, machten die Wolfsburger ihrem Ruf als zusammengekauftes Ensemble angesichts ihrer Harmlosigkeit alle Ehre.

Von den sechs Neuzugängen, die sich der VfL Wolfsburg wegen seiner sportlichen Misere für rund 15 Millionen Euro gerade geleistet hat, kamen in Hannover der Türke Tuncay Sanli und der Tscheche Jan Polak von Beginn an zum Einsatz. Beide deuteten an, dass sie genug Erfahrung mitbringen, um den Wolfsburgern mehr Stabilität zu verleihen. Aber bis sich diese runderneuerte Mannschaft neu sortiert und gefunden hat, dürften noch ein paar Spieltage vergehen.

Hannover 96 kam in der winterlichen Transferperiode ganz ohne Nachverpflichtung aus. Entsprechend homogen trat die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka im Duell mit ihrem reichen Landesrivalen auf. Sie erarbeiteten und erspielten sich eine Vielzahl guter Torchancen. Bei den Wolfsburgern dagegen dauerte es bis zur 27. Minute, ehe Spielmacher Diego ein erstes harmloses Schüsschen auf das Tor des Gegners abgab. Dass der Brasilianer in der 80. Minute auch noch einen Foulelfmeter verschoss, rundete die misslungene Wolfsburger Dienstreise vollends ab.

Die Torgefahr von Hannover 96 entstand nicht aus individueller Klasse, sondern entsprang einem funktionierenden Kollektiv. Bei den Wolfsburgern dagegen spielte Diego einen Pass nach dem anderen in die Leere. Der Brasilianer Grafite war als einzige Sturmspitze ein Totalausfall, Neueinkauf Patrick Helmes wurde eingewechselt. Zum Ende der Partie wollte 96 mit der Führung im Rücken nicht mehr, Wolfsburg konnte es trotz vermeintlicher Verstärkungen nicht besser. Hannover 96 träumt nun vom internationalen Fußball, der VfL Wolfsburg fürchtet sich vor dem Abstiegskampf.

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