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Sport: Pisten und Schanzen sind blockiert Ein Fernsehstreit gefährdet den DSV

Berlin - Seit 56 Jahren hat die Vierschanzentournee der Skispringer zahlreiche Widrigkeiten überstanden. Zum Beispiel im Jahr 1953, als die Organisatoren wegen Schneemangels das Eröffnungsspringen in Oberstdorf bereits abgesagt hatten.

Berlin - Seit 56 Jahren hat die Vierschanzentournee der Skispringer zahlreiche Widrigkeiten überstanden. Zum Beispiel im Jahr 1953, als die Organisatoren wegen Schneemangels das Eröffnungsspringen in Oberstdorf bereits abgesagt hatten. Allerdings hatten sie vergessen, die österreichischen Springer darüber zu informieren. Als diese am 27. Dezember nichtsahnend anreisten, begann es plötzlich heftig zu schneien. Kurzerhand entschloss man sich das Springen doch noch durchzuführen, die Fluggesellschaft SAS änderte sogar ihren Flugplan, um die skandinavischen Springer noch rechtzeitig nach München zu bringen. Ähnlich viel Glück benötigt die Vierschanzentournee, wenn sie in diesem Jahr nicht ausfallen soll.

Weil sich der Deutsche Skiverband (DSV) mit dem ehemaligen Fernsehrechteinhaber RTL streitet, sind die Fernsehübertragungen der Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen fraglich. Aufgrund der unsicheren Situation haben erst drei von sechs möglichen Hauptsponsoren zugesagt. „Es kann nicht sein, dass der DSV die Vierschanzentournee kaputt macht“, sagt Ingo Jensen, Medienchef der Vierschanzentournee. Doch es steht noch mehr auf dem Spiel. Weil der Streit den endgültigen Abschluss eines neuen Fernsehvertrages mit der Rechteagentur Infront blockiert, steckt der DSV in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Alle Maßnahmen unterhalb der Weltcup-Ebene sind gegenwärtig abgesagt, die Biathletin Magdalena Neuner hat bereits angekündigt, auf Prämien verzichten zu wollen. „Die Existenz des Verbandes steht auf dem Prüfstand“, sagt DSV-Präsident Alfons Hörmann.

Die Auseinandersetzung dreht sich um ein „Matching Offer Right“, das im in zwei Wochen auslaufenden Fernsehvertrag mit RTL verankert war. Es räumt dem Privatsender das Recht auf einen Anschlussvertrag mit dem DSV ein, wenn er finanziell das Gleiche bietet wie die Konkurrenz. „Wir haben immer wieder auf unser Matching Offer Right hingewiesen“, sagt RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Nach seiner Auskunft hat RTL immer noch nicht den vollständigen Vertrag mit Infront vorliegen, um ihn prüfen zu können. Der DSV hingegen gibt an, seit fünf Monaten mit RTL in Gesprächen zu sein. „Wir haben einen Vorvertrag mit Infront zur Verfügung gestellt, aber RTL pocht auf ein Long Form Agreement“, sagt Hörmann. Das aber könne er erst nach Abschluss mit Infront vorlegen, „da beißt sich die Katze in den Schwanz“.

Alfons Hörmann fühlt sich an einen Scheidungskrieg erinnert, er sagt: „Offenbar soll, wenn man schon nicht mehr zusammen ist, der andere nicht mehr glücklich werden.“ Immerhin wird der Streit wird noch nicht juristisch ausgetragen. Allerdings aus rein pragmatischen Gründen. Hörmann sagt: „Dazu fehlt jetzt einfach die Zeit.“ Benedikt Voigt

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