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Sport: Pizza vom Griechen

Mit Angelos Charisteas hat Bremens brasilianischer Stürmer Ailton wieder einen kongenialen Partner an seiner Seite

Von Richard Leipold

Bremen. Als Pizza-Toni den Lieferservice einstellte, war Bremen um eine Attraktion ärmer. Pizza-Toni war ein Zweimannbetrieb gewesen, der von der Kreativität und Schnelligkeit seiner beiden Betreiber lebte. Doch eines Tages gingen sie auseinander, weil einer von ihnen in München ein besseres Geschäftsfeld sah. Die Trennung war kein Verlust für Bremens italienische Küche, sondern allein für den Fußball-Bundesligaklub SV Werder. Pizza-Toni – das war nicht der Lieblingsitaliener der Spieler gewesen, sondern ein verlässlicher Torelieferant. Der stand für die beiden Stürmer, die den Laden eine Zeit lang erfolgreich betrieben haben: den Peruaner Claudio Pizarro, genannt Pizza, und den Brasilianer Ailton, genannt Toni.

Der Name geht auf den Bericht einer Zeitung zurück, die nach einem überwundenen Tief festgestellt hat: „Pizza-Toni liefert wieder.“ In der Saison 2000/2001 lieferten sie in der Liga insgesamt 33 Tore, dann wechselte Pizarro zum FC Bayern, und Ailton musste den Betrieb allein fortführen. Gut ein Jahr später hat er in Angelos Charisteas wieder einen Teilhaber gefunden – einen, mit dem er die alte Produktivität wieder erreichen könnte. „Mit Angelos passt es sehr gut, wir sind schnell, wir sind ein starkes Duo“, sagt Ailton. Zusammen haben die beiden 10 der 14 Bundesligatore des SV Werder geschossen und damit erheblich zum aktuellen Aufschwung der Bremer beigetragen. Vor dem achten Spieltag, der an diesem Sonntag den FC Hansa Rostock ins Weserstadion führt, lag Werder auf dem zweiten Tabellenplatz.

Sportdirektor Klaus Allofs sieht in dem griechischen Nationalspieler Charisteas den legitimen Nachfolger Pizarros: „Es gibt einige Parallelen.“ Der unberechenbare Parallelschwung Marke Werder gibt der Konkurrenz Rätsel auf. Sechs Tore von Ailton, vier von Charisteas: Dieser Zwischenstand nötigt sogar dem zurückhaltenden Trainer Thomas Schaaf ein Lob ab. „Die beiden da vorne haben gezeigt, dass wir auf sie zählen können.“

Die Sturmpartner wiederum können neuerdings auf Johan Micoud zählen. Dessen Geistesblitze steigern die Wirkung Ailtons, der trotz seiner pfundigen Silhouette ein starker Sprinter ist – nicht nur, wenn er den Mannschaftsbus ins Trainingslager verpasst und für viel Geld im Taxi nacheilt. Solche Alleinfahrten lässt Schaaf nicht einmal Ailton durchgehen. Zu Saisonbeginn war er auf den Torjäger nicht gut zu sprechen gewesen.

Inzwischen sind die atmosphärischen Störungen zwischen Schaaf und Ailton überwunden. Ein paar Spiele und ein paar Tore haben genügt, den Streit zu beenden, der sich daran entzündet hatte, dass der Trainer den Torjäger anfangs hatte auf der Bank sitzen lassen. Dank dem aktuellen, zuletzt stabilen Bremer Fußballhoch sind beide gestärkt aus dem Konflikt hervorgegangen. Schaaf hat Autorität und Führungsstärke gezeigt, indem er einen Star behandelte wie jeden anderen. Ailton wiederum hat seinen Wert nach seiner Wiedereingliederung rasch bewiesen: mit Toren, Toren, Toren.

„Wenn er so in Form ist wie jetzt oder auch in der vorigen Saison, können wir auf Toni nicht verzichten“, sagt Allofs. Ailton müsse „nur mental dazu bereit sein“, solche Höchstleistungen zu bringen. „Am Anfang der Saison war er es nicht, jetzt ist er es wieder.“ In guter Form stellt der im Training nicht gerade als übereifrig geltende Ailton sich sogar Doppelbelastungen. Als er einmal vor der grün-weißen Nacht, dem großen Ball des SV Werder, ein Tor gegen 1860 München erzielt hatte, sagte der Stürmer, der in der dritten Person über sich zu sprechen pflegt: „Toni glücklich. Zwei Stunden tanzen, dann ins Bett.“

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