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Sport: Plädoyer in eigener Sache

Frankfurts Trainer Reimann lässt nicht von seiner Beton-Taktik

Bremen. Es nicht allzu lange her, da wurde Willi Reimann am Main geehrt. „Frankfurter des Jahres“ wurde im Sommer 2003 der Mann, der mit einer allenfalls mittelmäßig begabten Zweitliga-Mannschaft unverhofft und in letzter Sekunde in die Beletage des deutschen Fußballs stolperte. Sein Team hatte in einem legendären Saisonfinish innerhalb von zwei Minuten noch zwei Tore geschossen und damit verhindert, dass Mainz 05 in die Bundesliga aufsteigen konnte. Auf diesen Preis, der ihm anschließend verliehen worden war, hat am Samstagabend im Bremer Weserstadion Reimann noch einmal verwiesen. „Jeden Morgen schaue ich darauf und bin stolz.“

Der 53-Jährige muss schneller als ihm lieb ist auf solche Meriten und Auszeichnungen verweisen. Denn die Situation für sein Team hat sich verschärft. Obwohl es bei der 1:3 (0:2)-Niederlage bei Werder Bremen deutlich vernehmbare Sympathierufe für den gradlinigen Trainer gab, dröhnten auch ein paar „Reimann raus“-Rufe durchs Weserstadion. Kein gutes Zeichen für den Coach.

„Wenn ein Ochse schreit, schreien die anderen auch“, sagte Reimann, und dann hielt er ein Plädoyer in eigener Sache. „In Köln haben sie den Trainer gewechselt. Und was hat es gebracht? Kein Spieler wird durch einen neuen Trainer besser.“ Also lasst die Hände von mir, so lautete die Botschaft des Eintracht-Trainers.

Eine andere Botschaft muss er aber noch nachdrücklicher an Fans, Funktionäre und die Medien bringen: Bleibt auf dem Teppich. Wer von glanzvollen Auftritten träumen will, der soll dies nachts tun. „Wir haben nicht die Klasse von Werder. In welcher Welt leben wir denn eigentlich?“, verkündete Reimann erbost. Er ahnt, dass nicht nur die Anhänger, sondern auch Teile des Präsidiums und des Vereins nicht mehr auf seiner Linie sind. „Wenn die Eintracht einen Zauberer haben will, muss sie einen verpflichten. Ich bin keiner“, sagt Reimann.

Dafür ist er ein Trainer alter Schule, einer, der ganz auf eine diszipliniert-defensive Spielweise setzt, die, wie in Bremen, schon mal eine Halbzeit lang den völligen Verzicht auf jegliches Offenspiel-Spiel vorsieht. Das ist so attraktiv, wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen, und erzeugt natürlich Kritik. Zudem spricht Reimann nie mehr als nötig – auch mit der Mannschaft nicht. Seine Sympathiewerte erhöht das nicht gerade.

Dafür redete Torwart Oka Nikolov Klartext. „Das hatte eine Stunde lang mit Bundesliga-Fußball nichts zu tun. Die Art und Weise ist beschämend. Für Werder war es doch nur ein Trainingsspiel. Nur verteidigen geht nicht.“

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