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Sport: Plan B funktioniert

Ohne Michael Ballack spielt die deutsche Nationalelf 2:2 gegen Argentinien und wird Gruppensieger

Vor dem Beginn wurde den Zuschauern noch einmal vor Augen geführt, dass die ganz große Zeit der gastgebenden Mannschaft schon ein wenig zurück liegt. Auf der Videoleinwand des Nürnberger Frankenstadions lief ein Film mit großen Siegen der deutschen Nationalelf in großen Spielen, darunter auch der 1:0-Sieg im WM-Finale 1990 gegen Argentinien. Seit dem 1:0 in Wembley gegen England vor fast fünf Jahren hat die deutsche Elf kaum noch Material für dieses Filmchen beisteuern können: Es war der letzte Sieg gegen einen Großen des Weltfußballs. Auch nach dem letzten Vorrundenspiel des Confed-Cups gegen Endspielgegner von 1990 gestern wird dem Film keine Sequenz hinzugefügt werden. 2:2 (1:1) spielte die Mannschaft gegen Argentinien und beendete damit die Vorrundengruppe als Erster. Beide Mannschaften waren bereits für das Halbfinale qualifiziert.

Jürgen Klinsmann hatte das Grundgerüst seiner Elf auf einigen Positionen verändert. Für den angeschlagenen Stürmer Lukas Podolski rückte Kevin Kuranyi in die Mannschaft, den gesperrten Außenverteidiger Arne Friedrich ersetzte Andreas Hinkel. Im Tor erhielt der dritte deutsche Keeper, Timo Hildebrand, eine Chance. Und obwohl der Bundestrainer ungeachtet eines dann drohenden Halbfinals gegen Brasilien einen Sieg als Ziel ausgegeben hatte, verzichtete er auf seinen größten Star: Michael Ballack. „Michael braucht mal eine Pause, und wir müssen auch mal Plan B testen“, sagte Assistenztrainer Joachim Löw. „Bei der WM kann er schließlich auch ausfallen – und es gibt ja Leute, die sagen, dass man nicht ohne ihn spielen kann.“ Dass das nicht stimmt, hatte das Team schon im Februar bewiesen, als es ebenfalls ohne seinen grippegeschwächten Kapitän ein 2:2 gegen Argentinien erreichte. Diesmal wurde Ballack im Mittelfeld gemeinsam von Bernd Schneider und Fabian Ernst ersetzt.

Ähnlich wie vor vier Monaten setzten die deutschen Spieler auch gestern die vermeintlich beste Mannschaft der Welt von Beginn an unter Druck. Die Argentinier, die mit Ausnahme von Javier Saviola mit ihren besten verfügbaren Spielern angetreten waren, zeigten sich überrascht vom engagierten Auftritt ihres Gegners. In der fünften Minute hatte Kuranyi das 1:0 auf dem Fuß, als er nach einer Eingabe von Deisler aus fünf Metern über das Tor schoss. Auch danach bestimmten die Deutschen das Spiel, ohne jedoch zu großen Chancen zu kommen. Eine Standardsituation ermöglichte die Führung: Nach einem verunglückten Freistoß von Thomas Hitzlsperger verlängerte Kuranyi in der 29. Minute den Nachschuss von Ernst zum 1:0 ins Tor. Es war die Konsequenz des leidenschaftlicheren Spiels der deutschen Mannschaft – ein Tor des Willens.

Von welchem Format die argentinische Mannschaft wirklich ist, zeigte sie aber nur vier Minuten später: Juan Riquelme erzielte mit einem direkten Freistoß das 1:1. Der unvermittelte Ausgleich verunsicherte das junge deutsche Team sichtlich. Bei 35 Grad reduzierte die Mannschaft ihr hohes Tempo und ließ die Argentinier dadurch besser ins Spiel kommen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit fand Klinsmanns Team mit Torsten Frings an Stelle von Bernd Schneider zu seinem impulsiven Spiel zurück. Das bewies Bastian Schweinsteiger auf negative Art: Durch seine zweite Gelbe Karte nach einem übermotivierten Einsatz gegen Carlos Tevez ist er für das Halbfinale am Samstag gesperrt. Gerald Asamoah war dagegen für die positiven Ergebnisse zuständig. In der 51. Minute überwand er Torhüter Lux nach einem tollen Pass von Kuranyi mit einem Flachschuss zur erneuten Führung. Danach demonstrierte Argentiniens Trainer José Pekerman, dass er das Spiel tatsächlich gewinnen wollte und wechselte die beiden Offensivspieler Pablo Aimar und Mario Santana ein. Fortan bedrängte sein Team das deutsche Tor und kam zu guten Chancen, und wie schon im Februar verpasste die deutsche Elf den Sieg. Diesmal lag es an Esteban Cambiassos Weitschuss (74.), dass der Videofilm auf dem Stadionbildschirm vorerst nicht verlängert werden muss. Vielleicht ändert sich das am kommenden Mittwoch. Dann findet das Finale des Confed-Cups statt.

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