zum Hauptinhalt

Sport: Platz 15 als Wunder

Heute beginnt die Eiskunstlauf-EM. Der Start der deutschen Eistänzer ist umstritten

Berlin - Platz 18, sagt Martin Skotnicky, Platz 18 „wäre optimal“. Dann wäre er als Eistanz-Bundestrainer hochzufrieden mit seinem Paar Carolina und Daniel Hermann aus Dortmund. Die beiden starten bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft, die heute in Helsinki beginnt. Platz 15? Also bitte. „Platz 15“, sagt Skotnicky, „wäre ein Wunder“.

Da liegt das Problem.

Die Geschwister Hermann/Hermann müssen auf Platz 15 landen, nur dann haben sie sich für die WM im März qualifiziert. Es ist eine Vorgabe der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Erreichen die Dortmunder diesen Platz nicht, gibt’s eine WM-Ausscheidung zwischen ihnen und Alexander Gaszi/Nelli Schiganschina.

Dass die Außenseiter Hermann/Hermann überhaupt in Helsinki starten, hat in der deutschen Eiskunstlauf-Szene für heftige Diskussionen gesorgt. Der Streit geht um die Frage: Hält man sich eng an klare Kriterien oder plant man strategisch, um das deutsche Eiskunstlaufen zu stärken? Hermann/Hermann sind grundsätzlich deutlich schwächer als Gaszi/Schiganschina. Sie waren dem Paar aus Berlin und Moskau bei zwei internationalen Wettbewerben klar unterlegen, sie haben bei den Preisrichtern einen schlechteren Namen als ihre Konkurrenten. Aber sie wurden im Dezember 2008 Deutsche Meister. Und laut DEU-Kriterien fahren sie damit zur EM.

Schlechte Entscheidung, sagt Hendrik Schamberger, Eistanztrainer aus Berlin. „Ich hätte Gaszi/Schiganschina nominiert. Das wäre für die Entwicklung des deutschen Eiskunstlaufs besser gewesen.“ Hermann/Hermann hätten verdient in Oberstdorf gewonnen, das betont er. Aber nur, weil sie „die Kür ihres Lebens gelaufen sind“. Doch im Eistanz kommt man international nur weiter, wenn man sich den Preisrichtern kontinuierlich präsentiert. „Da wird der Name schon mitbewertet“, sagt Skotnicky.

Also wäre Helsinki eine gute Plattform für Gaszi/Schiganschina gewesen, sagt Schamberger. Schließlich geht es ja auch um die Olympischen Spiele. Ein deutsches Paar muss bei der EM 2010 Platz zwölf erreichen, nur dann ist ein Olympiaplatz sicher. Und die größeren Chancen auf diesen Platz haben derzeit zweifellos Gaszi/Schiganschina. Zudem hätten sie in Helsinki Platz 15 erreichen können, sagt Schamberger. Er hätte das Paar deshalb von vornherein für die EM nominiert, unabhängig von ihrem Abschneiden in Oberstdorf. Die DEU hätte das regeln können.

Die DEU hatte aber geregelt, dass der Deutsche Meister fährt, und Bundestrainer Skotnicky findet das auch gut so. Klar „kann es sein, dass Gaszi/Zhiganhina in Helsinki ein paar Plätze weiter nach vorne kommen würden“, andererseits „sind Hermann/Hermann jung und dynamisch“. Aber er gibt auch zu, dass er „innerlich zerrissen ist“.

Dabei steht noch ein viel größeres Problem im Raum. Die Russin Schiganschina hat keinen deutschen Pass, sie dürfte somit bei Olympia gar nicht starten, egal, welchen Platz sie mit Gaszi bei der EM 2010 belegen würde. Sie müsste vor Vancouver noch deutsche Staatsbürgerin werden. „Schwierig“, sagt Skotnicky. Ach, sagt dagegen Schamberger, „ich glaube schon, dass dieser Punkt noch geregelt würde“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false