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Der Ball und Reggie Redding waren in Spiel drei gegen Ulm nicht die besten Freunde.

© dpa

Play-offs in der Basketball-Bundesliga: Alba Berlin reist mit Selbstzweifeln nach Ulm

Nach der überraschenden Niederlage gegen Ulm im dritten Play-off-Viertelfinale ist die Unbekümmertheit bei den Basketballern von Alba Berlin erst einmal weg.

Reggie Redding blieb kurz stehen und fasste sich an den Kopf. Was war mit seinem Korbleger passiert? Wieso war der Ball nicht drin? Was zum Geier war hier eigentlich los? Alba Berlins Flügelspieler brauchte eine Sekunde, eher er zurück in die Verteidigung sprintete, um den verlorenen Ball zurückzuerobern. Redding hat in dieser Saison für Alba Berlin schon jede Menge mögliche und unmögliche Würfe getroffen, bei der Wahl zum wertvollsten Spieler der Basketball-Bundesliga ist der 25-Jährige auf dem zweiten Platz gelandet. Am Donnerstagabend allerdings missglückte dem sonst so zuverlässigen Mann aus Philadelphia eine ganze Menge. Und da es seinen Mitspielern nicht anders erging, muss Alba nach der 64:71-Niederlage gegen Ulm am heutigen Samstag im vierten Spiel der „Best of five“-Serie (19 Uhr, keine Liveübertragung) noch einmal bei den Ulmern antreten. Mit einem Sieg steht Alba im Halbfinale, bei einer Niederlage würde es zu einem entscheidenden fünften Spiel am Mittwoch in Berlin kommen.

Albas Trainer Sasa Obradovic gratulierte den Ulmern zu ihrem Sieg, hatte aber doch das Gefühl, sein Team habe sich selbst geschlagen. „Wir haben den Krieg mental verloren. Wir haben uns ohne Grund unter Druck gesetzt“, sagte der Serbe. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so viele offene Würfe vergeben haben.“ Topscorer David Logan kam bei zwölf Versuchen auf einen Treffer. Redding traf auch nur vier von zwölf Würfen und leistete sich dazu fünf Ballverluste. Im zweiten Spiel der Serie am Dienstag hatten Logan, Redding und Spielmacher Cliff Hammonds gemeinsam noch acht von 16 Dreipunktewürfen verwandelt, am Donnerstag lag ihre Quote bei eins von 14. Wieso den Berlinern derart die Hand zitterte, konnte keiner der Alba-Verantwortlichen wirklich erklären. „Wir haben gespielt, als würden wir 0:2 hinten liegen – und nicht 2:0 führen“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi, der seine Spieler aber in Schutz nahm. Reggie Redding habe beispielsweise noch nie Play-offs gespielt, das mache sich nun einmal irgendwann bemerkbar: „Die Mannschaft ist noch nicht da, wo viele sie schon sehen.“

"Wir müssen jetzt Charakter zeigen", sagt Obradovic

Am Freitagvormittag flogen die Berliner erneut nach Ulm, nach zuvor fünf Saisonsiegen gegen die Ulmer nun erstmals mit einer Niederlage im Kopf. „Ulm hat jetzt gesehen, dass sie uns schlagen können. Das wird ihnen Luft geben“, glaubt Baldi. „Das ist überhaupt kein Drama, aber es wird halt schwerer.“ Die Frage ist, ob es Albas Team gelingt, innerhalb von nicht einmal 48 Stunden das Selbstbewusstsein und die Unbekümmertheit aufzubauen, die es zuvor so stark gemacht hat. „Wir haben immer noch die Führung in der Serie und müssen jetzt Charakter zeigen“, sagte Obradovic. „Ich bin überzeugt, dass wir noch genug Energie haben. Ich glaube an mein Team.“

Allerdings wirkten auch die Ulmer von sich überzeugt, allen voran Daniel Theis. Der 22-Jährige war beim Ulmer Sieg mit 20 Punkten, zwölf Rebounds und drei Blocks der überragende Mann und bewies eindrucksvoll, warum die gesamte Bundesligaspitze an ihm interessiert ist. Als Theis am Donnerstagabend in Badeschlappen aus der Kabine schlurfte und sein Handy eine Glückwunschnachricht nach der anderen ausspuckte, sah er jedenfalls nicht so aus, als läge der Druck bei ihm und seinem Team. „Dafür spielt man Basketball“, sagte Theis über die Chance, die Saison der Ulmer noch ein wenig in die Länge zu ziehen. „Mehr Spiele, weniger Training.“

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