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Voller Schwung. Dennis Schröder (v.) verbesserte sich stetig in Atlanta.

© dpa/Lesser

Play-offs in der NBA: Mit höheren Ansprüchen

Dennis Schröder geht selbstbewusst aus seiner dritten NBA-Saison in Atlanta hervor.

Über Atlanta strahlt die Sonne, und bei Temperaturen um die 30 Grad gibt es bei den Atlanta Hawks nur noch ein beherrschendes Thema: den Sommer. Nach und nach betreten die Spieler die Trainingshalle im Bauch ihrer riesigen Heimspielstätte und berichten über ihre Urlaubspläne, denn die Hawks sind im Viertelfinale der NBA-Play-offs gegen die Cleveland Cavaliers mit 0:4 ausgeschieden. Damit ist die Saison in der weltbesten Basketball-Liga auch für den zweiten Deutschen neben Superstar Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks beendet, für Dennis Schröder.

Schröder, 22 Jahre jung, geboren in Braunschweig und vor drei Jahren in die NBA gewechselt, tritt als einer der Letzten aus dem Kader vor die Reportertraube, fünf Minuten lang beantwortet er die Fragen in fließendem Englisch mit minimalem deutschen Akzent, dann nimmt er sich noch Zeit für ein paar Fragen auf Deutsch. Wenn er sich um die letzten Details seines kürzlich eröffneten Clubrestaurants gekümmert hat, das in Anlehnung an seine Initialen und seine Trikotnummer „DS#17“ heißt, will auch Schröder ein paar Tage Heimaturlaub einlegen.

„Wird sicher ein kleiner Kulturschock“, sagt er und lacht. „In Atlanta ist immer so viel los, in Braunschweig eher nicht.“ Andererseits kann ein bisschen Ruhe auch nicht schaden nach so einer kräftezehrenden Saison mit fast 100 Pflichtspielen. „Es tut mir, glaube ich, ganz gut, wenn ich mal runterkommen kann“, sagt Schröder.

Schröder wird EM-Qualifikation für Deutschland spielen

Der Spielmacher ist, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, recht gesprächig. Er hat ja auch allen Grund dazu. Schröder darf sich als einer der Gewinner aus dem Team fühlen, das angesichts der Chancenlosigkeit gegen Cleveland kritisiert wird. „Ich habe eine gute Saison gespielt“, sagt er. Die Zahlen geben ihm Recht. Seinen Punkteschnitt hat Schröder in dieser Saison von 10,0 auf 11,0 gesteigert, obwohl die durchschnittliche Einsatzzeit fast identisch war. Auch bei den Assists hat er sich von 4,1 auf 4,4 pro Spiel verbessert.

Wie wichtig Schröder trotz seiner Rolle als Bankspieler für die Hawks geworden ist, zeigt sich auch daran, dass Trainer Mike Budenholzer ihn häufiger in engen Spielen bis zum Schluss auf dem Feld lässt, in der „Crunch-Time“, wie die Amerikaner sagen. Jeff Teague, sein Mitbewerber um die Spielmacher-Position und etatmäßig der erste Mann, musste dann wie gegen Cleveland zuschauen. „Der Trainer gibt mir immer mehr Vertrauen“, sagt Schröder und leitet daraus auch Ansprüche ab: „So wie es in dieser Saison für mich gelaufen ist, war es okay, aber in der Zukunft möchte ich ein Stammspieler sein.“

Dafür muss er vor allem am Distanzwurf arbeiten, seiner wohl größten Schwäche. Nur 32 Prozent der Dreipunktewürfe landeten in der abgelaufenen Spielzeit im Korb, im Vorjahr waren es noch 35. Für außerordentlich gut werden normalerweise Werte jenseits der 40 Prozent erachtet. Durch die fehlende Treffsicherheit ist Schröders Spiel noch zu ausrechenbar: Die Gegner stellen sich darauf ein, dass er meistens zum Korb zieht. „Wenn ich weiter trainiere, kann ich ein guter Werfer werden,“ sagt Schröder. Und genau aus diesem Grund will er die Zeit nach dem Heimaturlaub, wie schon im vergangenen Sommer, in Santa Barbara in Kalifornien mit Teamkollege Kyle Korver verbringen, dem Drei-Punkte-Spezialisten der Hawks, in einem privaten Trainingslager.

Die Sache mit den Drei-Punkte- und Halbdistanzwürfen begleitet Schröder schon länger, sie ist ein letzter kleiner Makel. Die Wertschätzung der Amerikaner ihm gegenüber hat er sich in den zurückliegenden Monaten und Jahren hart erarbeitet, mit einer Mischung aus zunehmender sportlicher Klasse und einer gesunden Einstellung, die allerdings phasenweise in Übermut endet.

Seine Qualitäten will Schröder auch diesen Sommer bei der EM-Qualifikation einbringen. „Ich werde im Nationalteam spielen“, sagte er. Das deutsche Team trifft ab 31. August auf die Niederlande, Österreich und Dänemark. Die Erfahrung im Nationaltrikot will Schröder, zweitbester Scorer der EM 2015, nicht missen: „Das hat mir in den vergangenen beiden Jahren geholfen. Ich habe jedes Jahr einen Schritt gemacht.“ Dafür opfert er auch ein Stück vom Sommer zwischen Braunschweig und Atlanta.

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