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Packers-Quarterback Aaron Rodgers war wieder einmal nicht zu stoppen.

© AFP

Play-offs in der NFL: Green Bay und der Sieg des Großmauls

Angeführt von Quarterback Aaron Rodgers bezwingen die Green Bay Packers im dramatischsten Spiel der NFL-Saison den Titelfavoriten Dallas und erreichen das Halbfinale.

Jason Garrett bediente sich eines letzten verzweifelten Griffs in die Trickkiste. Der Trainer der Dallas Cowboys stellte sich an der Seitenlinie ganz dicht neben den Schiedsrichter und formte seine Hände zu einem symbolischen T wie Timeout, bevor der Spielzug überhaupt beginnen konnte. In der National Football League (NFL) ist das ein über Jahrzehnte etabliertes Mittel, um den Kicker des Gegners vor der entscheidenden Aktion noch einmal zu verunsichern in der langen Werbepause, die stets auf Auszeiten folgt.

Allein, es half nichts. Garrett konnte das Aus seiner Cowboys in der zweiten Play-off-Runde nicht mehr abwenden. Nach einem verwandelten Field-Goal-Versuch durch Mason Crosby bei auslaufender Uhr unterlagen die Texaner den Green Bay Packers in der Nacht zu Montag mit 31:34. Damit ist der Traum von der ersten Super-Bowl-Teilnahme seit 20 Jahren ausgeträumt für das zweitbeste Team der regulären Saison. Den siegreichen Gästen aus dem US-Bundesstaat Wisconsin fehlt hingegen nur noch ein Sieg zur erneuten Teilnahme am größten Einzelsportereignis der Welt, das am 5. Februar in Houston stattfindet: dem Super Bowl.

38 Sekunden sind viel Zeit im Football

Crosbys siegbringender Kick war der dramatische Höhepunkt in einem an Dramatik schwer zu überbietenden Play-off-Viertelfinale. Beide Mannschaften hatten sich nach allen Regeln der Kunst bearbeitet und den 105 000 Zuschauern in der Football-Arena zu Dallas sowie Millionen weltweit vor den Fernsehgeräten ein mitreißendes Match geliefert, vielleicht sogar das beste der seit September laufenden Saison.

Angeführt von Spielmacher Aaron Rodgers gingen die Packers schnell mit 21:3 in Führung, ehe sich Dallas zurückkämpfte und 38 Sekunden vor dem Ende, ebenfalls durch ein verwandeltes Field Goal, zum 31:31-Ausgleich kam. Dummerweise sind 38 Sekunden viel Zeit im Football, gerade für einen Ausnahmekönner wie Quarterback Rodgers, der sein Team in der letzten Angriffsserie noch einmal so weit in des Gegners Hälfte führte, dass es gerade noch für einen finalen Field-Goal-Versuch reichte.

"Wir können jetzt alle Gegner weghauen"

„Ich habe schon viele Spiele mit diesem Team gemacht“, sagte Rodgers, der in Green Bay einst den legendären Spielmacher Brett Favre beerbt hatte. „Aber dieses werde ich noch lange in Erinnerung behalten, es war unglaublich.“ Und zugleich Genugtuung für Rodgers selbst. Vor einigen Wochen, seine Mannschaft war mit vier Siegen und sechs Niederlagen sehr holprig in die Saison gestartet, hatten ihn viele noch belächelt – weil er großspurig erklärt hatte, das mache gar nichts. „I think we can run the table“, sagte Rodgers, was so viel heißt wie: Wir können jetzt alle Gegner weghauen. Als wären höhere Mächte im Spiel, sind die Packers seitdem tatsächlich unbesiegt und Rodgers Statistiken herausragend (24 Touchdown-Pässe bei nur einem abgefangenen Pass).

Großen Jubel löste das Resultat nicht nur im kalten Nordosten der USA aus, der Heimat der Packers, sondern auch im Süden – in Atlanta. Weil im Football die Bilanz aus der regulären Saison über den Heimvorteil in den Play-offs entscheidet, reist Green Bay (zehn Siege, sechs Niederlagen) nun zum Halbfinale am nächsten Wochenende in die Olympia-Stadt von 1996. Das andere Spiel bestreiten die New England Patriots und Pittsburgh.

Der Georgia Dome geht in die Verlängerung

Im Falle eines Sieges der Cowboys (13:3) hätten die Atlanta Falcons (11:5) nach Dallas gemusst, und das wiederum hätte bedeutet, dass ihr Viertelfinal-Sieg gegen die Seattle Seahawks am Vortag (36:20) der letzte Auftritt im heimischen Georgia Dome gewesen wäre. Die Arena wird in der Sommerpause abgerissen, direkt nebenan entsteht bereits eine neue. „Jetzt haben wir noch ein Match in unserem Dome!“, jubilierte Falcons-Trainer Dan Quinn bei Twitter. Doch Rodgers wird alles dafür tun, dass nach dem Spiel wieder er jubelt.

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