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Leipzigs Mannschaft feiert nach dem Spiel ein Fanfest auf der Festwiese vor dem Stadion.

© Jan Woitas/ dpa

Pleite gegen Bayern: RB Leipzig feiert trotz Niederlage

Leipzig konnte die Führung gegen München nicht halten. In der kommenden Saison muss die Mannschaft ihren kraftraubenden Stil an neue Gegebenheiten anpassen.

Wo Party drauf steht, musste auch Party drin sein. Also dann: Konfetti flog durch die Luft, die Stadionregie spielte die Vereins-Hymne und die Spieler malten ein riesiges rot-weißes „Danke!“ auf den Rasen, ein wenig lustlos allerdings. Später mussten sie auch noch hinaus zur Festwiese und mit 20 000 Fans feiern, obwohl doch niemandem nach Feiern zumute war nach diesem letzten Heimspiel der ersten Saison. „Bin gerade ein bisschen leer im Kopf“, sagte der Verteidiger Marvin Compper stellvertretend für die Belegschaft von RB Leipzig.

75 Minuten lang hatte  der Aufsteiger und Überraschungszweite der Bundesliga am Samstag demonstriert, dass der Machtanspruch des FC Bayern München nicht allumfassend sein muss. Mit seinem Atem beraubenden Konterspiel stürzte der neureiche Herausforderer den alten Geldadel von einer Unpässlichkeit in die nächste Verlegenheit. Dietrich Mateschitz, der reiche Brause-Onkel aus Österreich bekam ordentlich was zu sehen für sein Geld. Doch später am Abend, als die Festlichkeiten auf dem Rasen übergehen sollten in eine große Sause für die ganze Stadt, da war die alte Ordnung wieder hergestellt. Dieses Münchner 5:4 am 33. Spieltag wird später als Chiffre stehen für das aufregendste Spiel der gesamten Saison. Aber gefreut hat sich darüber keiner auf Leipziger Seite.

Bayern wurden zunächst gedemütigt

Ralph Hasenhüttl versucht es mit ein paar unbeholfenen Sätzen.  „Was wir hier 75 Minuten gespielt haben, war mehr als beeindruckend“, sagte der Leipziger Trainer, „wir haben Herzen und Sympathien gewonnen“, aber natürlich wären ihm drei Punkte lieber gewesen oder zumindest einer. Wer sechs Minuten vor Schluss 4:2 führt, kann sich nur schwer mit einer Niederlage abfinden.

Selten ist der FC Bayern im Bundesligaalltag über einen so langen Zeitraum so schwer gedemütigt worden wie in der Leipziger WM-Arena. Das in die Schlussphase hinein wirkte das Spiel zu schnell für den Deutschen Meister. Ganz wild trieben es die Leipziger zu Beginn der zweiten Halbzeit als sie den Ball über allerlei Stationen mit nur einem Kontakt kreiseln ließen, so wie das im übertragenen Sinne der Torero mit einem hilflosen Stier macht. „Das hätten sie mal lieber sein lassen“, sagte Thomas Müller, Bayerns spät eingewechselter Nationalspieler. Er könne die Leipziger ja verstehen, die Gelegenheit war verführerisch, „aber am Ende hat es sich gerächt“.

Leipzig muss sich anpassen

Leipzigs Stürmer Marcel Sabitzer ist später darauf angesprochen und hat zur Antwort nur irritiert geguckt. Wie, respektlos? So spielen wir doch immer! Mag sein, aber die Bayern bezogen daraus das Adrenalin für ihre späte Schlussoffensive. „Eine 1:3-Niederlage hätte uns schon wehgetan“, sprach Thomas Müller, und ein 2:4 natürlich auch. Immer tiefer verschoben die Bayern das Geschehen in die Leipziger Hälfte des Platzes. Jetzt schmerzten die langen Wege und vielen Sprints, mit denen die Leipziger dem Gegner ihr Spiel zuvor aufgezwungen hatten. Wie so oft sah sich RB mit dem gar nicht so latenten Vorwurf konfrontiert, die Mannschaft könne ihr ehrgeiziges Tempo nicht bis zum Schluss durchhalten.

In diesem Sinne war der Gipfel gegen die Bayern eine Miniatur dessen, was die kommende Saison bereithalten wird. Leipzig hat sein erstes Bundesligajahr im vergleichsweise kommoden Wochen-Rhythmus absolviert, ohne die zwischendurch auftretenden Belastungen der Champions League. Damit wird es in der Zukunft vorbei sein. RB muss entweder seinen kraftraubenden Stil den neuen Gegebenheiten anpassen oder in eine Verbreiterung des Kaders investieren.

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