zum Hauptinhalt

Sport: Pleiten und Flauten

Die deutsche Yacht verliert erneut und befürchtet ein verkürztes Programm

Die gute Nachricht vorweg: Nach fünf Flauten bei nur einem Renntag wurde gestern im spanischen Valencia ausnahmsweise mal wieder gesegelt. Während die deutschen America’s-Cup-Herausforderer im Louis Vuitton Cup gegen Luna Rossa aus Italien in ihrer dritten Wettfahrt die dritte Niederlage erlitten haben und gemeinsam mit China Schlusslicht bleiben, sorgten die Franzosen mit einem Sieg gegen Spanien für die Überraschung des Tages. Die zweiten Matchraces allerdings fielen erneut der Flaute zum Opfer.

Als es noch ging, schien immerhin rund zehn Minuten lang eine Überraschung möglich. Germany I führte gegen den hohen Favoriten aus Italien, der auf der anderen Seite gestartet war. Nach einem Rückstand an der ersten Wendetonne steckte das Team Germany nie auf und blieb den Italienern halbwegs auf den Fersen. Im Ziel fehlten vergleichsweise knappe 50 Sekunden.

Zuvor hatte das veranstaltende America’s Cup Management (ACM) dem windarmen Wetter einmal mehr Tribut gezollt und den Zeitplan der beiden Vorrunden jeder gegen jeden erneut geändert. Nun soll ohne Pause bis zum 7. Mai durchgesegelt werden, mit Reservetagen notfalls bis zum 9. Mai. Alle bis dahin nicht ausgetragenen Matchraces, die keinen Einfluss mehr aufs Halbfinale haben, sollen nicht mehr gesegelt werden, damit die Vorschlussrunde auf jeden Fall am 14. Mai beginnen kann.

Das wäre ein Schlag ins Gesicht aller kleinen Syndikate wie zum Beispiel des deutschen. Diese haben zwei bis drei Jahre hart trainiert und zweistellige Millionenbeträge investiert, werden aber sicher nicht ins Semifinale kommen. „Wir mussten aus der ungewöhnlichen Situation das Beste machen und haben die Wünsche aller Herausforderer berücksichtigt“, rechtfertigte sich Management-Boss Michel Bonnefous, der diese Entscheidung verantworten muss.

Längst muss er sich dem Vorwurf aussetzen, nach aufwendigem Prozedere letztlich den falschen Austragungsort ausgewählt zu haben. Denn bei den unterlegenen Mitbewerbern in Portugal, Frankreich und Italien wehte die ganze Woche schon eine frische Brise. Bonnefous sagt: „Nach unseren Auswertungen war Valencia am windsichersten.“ Vorlegen will er die Statistiken jedoch nicht, sondern verbreitet stattdessen die Mär von einer Jahrhundertflaute.

Auf die Versprechungen gibt das ZDF nichts mehr. Nachdem am Sonnabend die dritte Live-Übertragung abgebrochen wurde, steigt das Zweite aus dem Hauptprogramm aus und zeigt Segeln ab heute (14.10 Uhr) live – wie die ARD ohnehin schon – nur noch im Digitalkanal ZDF Info. Daran änderte auch ein munteres Aktuelles Sportstudio nichts mehr, das aus dem Basislager des deutschen Teams in Valencia gesendet wurde.

Hoch oben aus dem Mast der „Germany I“ hatte Katrin-Müller Hohenstein moderiert. Später kurbelten die deutschen Grinder eine fernsehwirksame Höchstleistung und zogen ihren Tenderfahrer Finn Daase auf einem Wakeboard übers Wasser. Und Jesper Bank machte – entgegen der Vorhersage für die kommenden Tage – allen Hoffnung auf mehr Wind, damit er endlich einen Sieg einfahren kann. Denn auch im Torwandschießen unterlag er dem Berliner Jochen Schümann, Sportdirektor von America’s-Cup-Sieger Alinghi sang- und klanglos mit 0:3.

Andreas Kling[Valencia]

Zur Startseite