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Klaus an Thomas! Thomas hört! Allofs (l.) und Schaaf ließen sich wegen der vielen Nebengeräusche rund um ihr Wiedersehen nicht aus der Fassung bringen.Foto: dapd

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Sport: Plötzlich mächtig

Bei Werder Bremen spielt Trainer Thomas Schaaf nach dem Abgang des Managers eine wichtige Rolle.

Von Christian Otto

Wolfsburg - Seine neue, ihm eigentlich fremde Rolle füllte er aus, als sei es eine Selbstverständlichkeit. „Ich bin völlig tiefenentspannt“, sagte Thomas Schaaf, als er gebeten wurde, seinen kuriosen Bundesliga-Nachmittag einzuordnen. Der Cheftrainer Schaaf ist Werder Bremen erhalten geblieben. Der Geschäftsführer Klaus Allofs aber, der 13 Jahre lang an seiner Seite für Personelles und Rhetorisches verantwortlich war, ist seit seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg ein Gegner geworden. Dem 1:1 (1:0) der beiden Klubs und den durchaus galanten Worten von Schaaf war zu entnehmen, dass an der Weser weiterhin guter Fußball gespielt werden soll. „Niemand musste getröstet werden“, sagte der Cheftrainer, der den Abgang von Allofs kleinredet. Werder sortiert sich gerade neu. Und Schaaf bemüht sich hinter den Kulissen darum, dass der Verlust von Allofs für ihn mit einem Gewinn verbunden bleibt.

Es gibt immer noch die Variante, dass sich auch Schaaf am Saisonende vom VfL Wolfsburg locken lässt. Aber der kluge Grantler setzt sich offenbar sogar mit der Variante auseinander, dass er am gewohnten Ort als Trainer und Manager in Personalunion weitermacht. Mit dem Finanz- und Marketing-Experten Klaus Filbry hat der Werder-Aufsichtsrat bereits einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung bestimmt. Der langjährige Bremer Profi Frank Baumann ist ab sofort Direktor für Profifußball und Scouting.

Wer aber wird der starke Mann, der Erfahrung, Charme und Kontakte besitzt? „Die Bestellung ist Sache des Aufsichtsrates. Und natürlich sage ich meine Meinung dazu“, versichert Schaaf. Es ist schwer vorstellbar, dass aus diesem Routinier der Ballonseide ein Mann für die elementare Schreibtischarbeit wird. Seine Zwischentöne lassen aber vermuten, dass er im Rahmen der Nachfolgelösung für Allofs ein wichtiges Wort mitspricht.

Die Gelassenheit, die Schaaf zur Schau trug, gab auch Hinweise darauf, wem eigentlich unbequemere Wochen bevorstehen. Werders Mannschaft hat ihren personellen Umbruch gut verkraftet und steht in der Tabelle besser da als der VfL Wolfsburg. Nüchtern betrachtet ist also noch gar nicht bewiesen, dass es Allofs zu einer besseren Adresse geschafft hat. Vom Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner ist bekannt, dass er das Feld nicht kampflos räumen wird. In Bremen hatte sich Allofs 13 Jahre lang nicht mit einer Trainereinstellung beschäftigen müssen. In Wolfsburg wartet jetzt die Frage auf ihn, ob man einen erfolgreichen Mann wie Köstner wirklich zurück ins zweite Glied zu den Amateuren schicken kann. Das Schweigen von Allofs dazu gehört zu seinen ersten Amtshandlungen. Christian Otto

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