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Er lächelt nicht mehr. Mirko Slomka ist die Lockerheit abhanden gekommen. Foto: dpa

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Sport: Plötzlich müde

Hannover 96 und Trainer Mirko Slomka suchen die Leichtigkeit und quälen sich der Pause entgegen.

Von Christian Otto

Hannover - Seine Lockerheit kommt ihm Stück für Stück abhanden. Wenn Mirko Slomka erklären soll, wie es mit ihm und Hannover 96 eigentlich weitergeht, kann es selbst einem der begnadetsten Lächler der Fußball-Bundesliga passieren, dass Frust und Verunsicherung zum Vorschein kommen. In diesem aufbegehrenden Klub, der eben noch ein Muster für kluge Transfers und systematische Weiterentwicklung war, gärt es auch deshalb, weil einer der wichtigsten Angestellten zögert. Der Cheftrainer Slomka schafft es nicht, mit einer Vertragsverlängerung ein klares Bekenntnis abzugeben. Und angesichts immer schlechter ausfallenden Ergebnisse wie dem jüngsten 0:5 beim FC Bayern München gehen ihm auch die letzten Argumente für sein Zögern verloren.

Es sagt eine Menge, wenn der Torhüter des Verlierers fünf Treffer kassiert und immer noch der mit Abstand beste Spieler seines Teams war. Von Ron-Robert Zieler sind selten bockige oder kritische Töne zu hören. Aber wer ihn darauf anspricht, was er von der ungeklärten Trainerfrage hält, erlebt einen überraschend ungehaltenen Torhüter. „Das sollen die Verantwortlichen entscheiden. Ich werde meinen Senf nicht auch noch dazu abgeben“, sagt Zieler. Für den verbalen Senf sorgen in Hannover meistens Präsident Martin Kind, der von Slomka eine Entscheidung kurz vor Weihnachten fordert, und Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der es einfach nicht schafft, mit Slomka zum Abschluss eines neuen Vertrages zu kommen. Es sind hausgemachte Probleme, mit denen sich Hannover herumschlägt. Die kluge Mischung aus Taktieren und Kontern, an der so viele Klubs in den vergangenen zwei Jahren verzweifelt sind, gerät bei 96 immer mehr in den Hintergrund. Die Mannschaft wirkt müde. Sie hat sich in München haarsträubende Fehler bei wenig Gegenwehr erlaubt. Die beflügelnde Wirkung der Erfolgserlebnisse in der Europa League ist einer erschreckenden Trägheit gewichen.

Das Spiel in München war Slomka als eine Art Bewerbung für den Trainerposten bei den Bayern ausgelegt worden. Die Münchner werden bald die Frage beantworten, ob Jupp Heynckes weiter im Amt bleibt. Der VfL Wolfsburg sucht einen Mann mit höherem Glamourfaktor als Interimslösung Lorenz-Günther Köstner. Und die Mannschaft von Hannover 96 braucht ein wenig Halt, um in der Tabelle nicht weiter abzurutschen. Sie hat inklusive DFB-Pokal und Europa League schon 24 Pflichtspiele hinter sich. Und auch wenn der Trainer schon gefühlte 96-mal erklärt hat, warum sein auslaufender Vertrag noch keine Fortsetzung gefunden hat – ein Ja-Wort von Slomka wäre das Ende einer Debatte, die furchtbar müde macht. Christian Otto

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