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Fahnenfroh. Bei den Fans des FC Barcelona darf auch die Fahne Kataloniens nie fehlen.

© Reuters

Pöbel-Tweet "Scheiß Katalonien": Angriff auf den Markenkern des FC Barcelona

Die Entscheidung des FC Barcelona, einen Spieler wegen unflätiger Tweets zu feuern, ist hart, aber verständlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Hönicke

Sieben Stunden lang durfte sich Sergi Guardiola als Spieler des FC Barcelona fühlen. Dann löste der spanische Fußballklub den Vertrag mit dem 24-Jährigen wieder auf. Die offizielle Begründung: „Er hat sich in Tweets abfällig über den Verein und Katalonien geäußert.“

Guardiola, der vom Zweitligisten AD Alcorcon zu Barças Reserveteam wechseln sollte, wurde eine Äußerung bei Twitter aus dem Jahr 2013 zum Verhängnis. Darin hatte er Barcelonas Erzfeind Real Madrid bejubelt und schloss mit „Scheiß Katalonien“. Aufgebrachte Barça-Fans machten die Klubführung darauf aufmerksam. Guardiola erklärte, ein Freund habe sich damals des Smartphones bemächtigt. „Ich bin nicht anti-katalanisch oder anti-irgendwas“, teilte er mit.

Der FC Barcelona mochte dieser Erklärung keinen Glauben schenken. Aus Sicht des Vereins erscheint die Entscheidung zur sofortigen Trennung auch zunächst verständlich. Barça, schon qua Vereinsmotto „mehr als ein Klub“, geriert sich als heimliche Nationalmannschaft Kataloniens. Guardiolas Tweet greift diesen Markenkern direkt an. Dennoch wirkt die Vertragsauflösung für einen vermeintlichen Weltklub provinziell und sogar ein wenig unsouverän. Es hätte auch Alternativen gegeben, etwa eine vom Verein organisierte Bustour, um Guardiola das schöne Katalonien näher zu bringen.

In jedem Fall zieht die Posse Folgen für Spieler und Vereine nach sich. Neben der obligatorischen Video- und Google-Recherche gehört künftig auch ein umfassender Social-Media-Gesinnungscheck zu den Transfervorarbeiten für die Talentscouts, um peinliche Vertragsauflösungen zu vermeiden. Und für jeden, der sich auf die Karrierereise des Fußball-Profis begibt, gilt die Faustregel: Anti ist ein schlechter Spielerberater. Wer heute einen Klub beschimpft, vergrault sich den Arbeitgeber von morgen. Denn genauso wie das Netz vergisst auch der Fan nichts.

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